Dienstag, 28. August 2007

Tongtongan

Und weiter geht's mit dem Gespraech.

Reis
Reis ist das wichtigste Nahrungsmittel und daher traegt er auch verschiedene Namen.
Pagay= Reis im Feld
Bagas = geerntetes Reis
Makan = gekochter Reis
Tabok
Patupat = Eine Spezialitaet mit Kokosnussmilch, Zucker, Salz und Bananenblaetter
Champorado = Reis gemischt mit Schokolade (Milo)
Leider konnte ich nicht alle Namen fuer Reis auskitzeln.
Auntie Grace erzaehlte mir, dass sie jeden Tag Reis essen muesste, sonst fuehle sie sich nicht so gut.

Wasser
Das groesste Problem ist das Wasser in Bontoc. Auntie Grace und Uncle Carlito gehoeren zu den Gluecklichen, unter ihrem Haus fliesst eine Quelle und haben darum immer Wasser.
Wir wohnen im Dorfteil Botbogan und die Einwohner hier koennen zwischen 11.00 und 13.00 Uhr ihre Wassertanks fuellen. Das Problem ist nur, manchmal fliesst Wasser und manchmal nicht. Darum freuen sich alle darueber, wenn es regnet, so fuellen sich die Wassertanks von alleine.

Lasst hoeren aus guter alten Zeit
Viele Personen haben jetzt ein Handy und ich fragte mich, wie sie frueher miteinander kommunizierten. Sie konnten zwischen 3 Moeglichkeiten waehlen: Festnetztelefon (ziemlich teuer), Post oder einen Brief mit dem Bus senden.

Auntie Grace und 2 Brueder studierten in Baguio (Soziale Arbeit). Manchmal neigte sich der Nahrungsvorrat (meistens Reis) zu Ende und sie schrieben einen Brief an ihre Eltern, dass sie Reis schicken sollen. Sie mussten exakt angeben, mit welchem Bus und an welchem Tag sie die Nahrung schicken sollen.

Frueher gab es viel weniger Busse und man stand schon um 1.00 Uhr auf, um einen Platz im Bus zu ergattern. Man wartete so lange, bis der Bus "pumpenvoll" war und dann fuhr man los.

Das Wasser und das Feuerholz musste man jeden Tag im Wald holen gehen.

Stuehle und Tische gab es frueher noch nicht, man ass, schrieb oder spielte auf dem Boden.

Licht erzeugte man am Anfang mit Feuer, dann erreichte auch die Petrollampe Bontoc und spaeter fand auch die Elektrizitaet den Weg nach Bontoc.


Man schlief auf Kuhleder, Karabauleder oder auf hauchduenne Matten. Heutzutage haben noch lange nicht alle ein Bett und schlafen immer noch auf dem Boden. Auch ich konnte 2-3 Mal auf dem Boden schlafen, gut geschlafen habe ich nicht, ehrlich gesagt.


Tongtongan in Paracelis
Bruno und ich nahmen die beschwerliche Reise nach Paracelis auf uns. Die Strassen sind wirklich himmeltraurig und darum dauert diese Fahrt 9-10 Stunden. Die Baenke sind natuerlich nicht fuer meine Groesse bestimmt und ich wuenschte mir einige Male, etwas schrumpfen zu koennen. Ein Ingenieur in Strassenbau koennte man hier sicher gut gebrauchen, der ein bisschen das Geld fuer Strassenprojekte bewacht (fliesst vielfach in die Tasche der Politiker) und die Filipinos ein bisschen in Strassenbau beraet. Mountain Province hat sicher die schlechtesten Strassen von Philippinen, aber immerhin haben fast alle etwas zum Essen.

Paracelis zaehlt ungefaehr 13'000 Einwohner (Schaetzung von Jugendlichen) und ist ziemlich weitlaeufig, schaetze einmal viel groesser als das Goms. Manche Filipinos mussten 5-6 Stunden laufen, um beim Tongtongan teilzunehmen.

Tongtongan ist ein Treffen aller BECs dieser Gemeinde. Man reflektiert und schaut in die Zukunft voraus. In jedem Barangay sollte mindestens ein BECs existieren, ist natuerlich nicht immer der Fall. Ueber BEC (Basic Ecclesial Communities) habe ich schon frueher einmal geschrieben. Kurz erklaert, es sind Gemeinschaften, die sich "mehrmals" in der Woche treffen und dabei Probleme loesen sollten. Daraus koennten vielleicht spaeter einmal Vereine oder Firmen entstehen (eher eine Vision).

Jedes BEC erhielt im Voraus einen Fragenbogen, den sie mehr oder weniger versuchten zu beantworten. Alle BECs traten auf und erzaehlten am Morgen ueber ihre Problemen und Taetigkeiten. Viele BECs wird es wohl in Zukunft nicht mehr geben, weil sie sich nicht so oft treffen. Fuer mich sollte ein BEC wie ein Verein funktionieren, die etwas zusammen unternehmen (z.B. Basketballturniere organisieren) und sich einander helfen.

Am Nachmittag hielt Bruno eine Rede ueber Leaderfiguren und ich tanzte mit den Teilnehmern Macarena. Ein Lehrer war so begeistert vom Tanz, dass er es seinen Schuelern beibringen will. Am Abend spielten wir Bingo mit vielen tollen Preisen.

Am Sonntag startete das Tongtongan mit einer Messe und nachher eroeffneten sie ein Open Forum. Ich verstand kein Wort (Ilocano) und suchte mir eine Schlafgelegenheit.

Nachmittags begleiteten uns Jugendliche zu einem Wasserfall und wir genossen die Zeit im warmen Wasser. Die Filipinos lieben es schoene Orte zu zeigen, man muss sie nur fragen. Zum Nachtessen waren wir 2 Mal bei einer reicheren Familie eingeladen. Es zeigte mir, dass die Chance gross ist, dass sich auch Paracelis weiterentwickeln kann.

Sped

Sped ist eine Vorform einer heilpaedagogischen Schule. Marianne arbeitet hier einen halben Tag woechentlich und ich begleitete sie einmal. Die Hilfsmitteln sind sehr beschraenkt und die Lehrerinnen sind ein bisschen ueberfordert mit diesen vielen Kindern. Manche Kindern braeuchten ein bisschen mehr Zuneigung. Die Lehrerinnen haben vielfach auch nicht die geeignete Ausbildung und erlernen viel in Selbststudium.

Wissen ist Macht

Die Filipinos sollten das Wissen, das sie ohne Zweifel besitzen, einander besser weitergeben und es wuerde ihnen besser gehen. Ein Beispiel: Viele Bauern wissen nicht, wie man Gemuese am besten verpackt, ohne das es verfault. Manchmal ist das Gemuese schon verfault, wenn es im Markt ankommt und der Gewinn ist dahin.

Bald werde ich wieder zurueck sein. Der Abschied wird mir sicher nicht so leicht fallen. Ich werde sicher mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge Bontoc verlassen. Waehrend dieser Zeit konnte ich viel ueber das Leben philosophieren und manches erscheint mir jetzt klarer. Zeit fuer seine Mitmenschen zu haben, ist ein sehr wertvolles Gut. Leider ist der Profit in unserem Zeitalter das hoechste Gut. Ich konnte sehr viel von den Filipinos profitieren und lernen, auch wenn ich sie nicht immer verstand.

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