Die Haelfte meines Praktikums ist bald vorbei. Bis jetzt konnte ich sehr viele Eindruecke sammeln und ich fuehle mich sehr wohl in Bontoc. Die Filipinas wachsen mir immer mehr ans Herz. Ueberall, wo man hingeht, ist man sehr willkommen und man serviert immer einen Kaffee und etwas zum Essen. Die Filipinas sind in meinen Augen sehr gastfreundlich und friedlich. Manchmal erhaelt man auch Einblicke hinter den Kulissen und man merkt, dass nicht alles so friedlich, wie auf der Theaterbuehne, verlaeuft. Man hoert manchmal erschreckende Geschichten...
KochenIn der letzten Woche habe ich ES geschafft, dass meine philippinische Gastfamilie keinen Reis ass. Ich bereitete einen Hoernlisalat mit Gurken, Tomaten, Karotten, Kaese, Apfel und Bananen zu. Dazu machte ich noch eine italienische Sauce mit verschiedenen Kraeutern. Es schien ihnen zu schmecken, weil sie assen ziemlich viel. Sie bedankten sich bei mir fuer den neuen Geschmack, denn sie probieren konnten. Es blieb etwas Salat uebrig und Auntie Grace brachte ihrer Mutter noch etwas zum Probieren. Wie mir Auntie Grace mitteilte, war sie auch begeistert. Der Salat ist hier suess, sie mischen ueberall ein bisschen Zucker bei. Die Filipinas lieben Suessigkeiten, dies zeigt sich vor allem mit den vielen Zahnluecken. Sie haben zu wenig Geld, um die Zahnloechern fuellen zu lassen.
Tinoc
Vom 19.-23. Juli begleitete ich Jean-Robert Escher nach Tinoc. Tinoc ist ungefaehr 7,5 Stunden Busfahrt von Bontoc entfernt. In Tinoc gibt es keinen Strom und keinen Natelempfang, ich freute mich, wieder einmal nicht erreichbar zu sein. Die Fahrt nach Tinoc war ziemlich holprig, die Strassen sind noch schlechter als unsere Mountainbikewege. Ueber schlechte Strassen werde ich in Zukunft nicht mehr reklamieren. Anstatt Reisfelder regiert hier der Gemueseanbau (Karotten, Camote (suesse Kartoffeln), Kabis, Bohnen, Broccoli, Pfeffer usw.). Gemueseplantagen so weit das Auge reicht, der Nebelwald musste dafuer weichen.
Am Donnerstag trafen wir die Teilnehmer, um die 3 Tagen mit Pastor Rice und uns zu planen.
In Tinoc ist der Nebelwald stark unter Druck, die Einheimischen wissen nicht genau, wie wichtig der Wald fuer ihr und unser (Norden) Leben ist. Sie fackeln lieber den Wald ab und pflanzen Gemuese an, denn mit Gemuese verdient man Geld. Aus diesem Grunde probiert man den Einheimischen zu erklaeren, wie man den Nebelwald nutzen kann und daraus auch Profit schlagen kann.
Warum ist der Nebelwald so wichtig?
Zuerst moechte ich euch noch erklaeren, was der Unterschied zwischen Regen- und Nebelwald. Beide Waelder sind tropisch und das heisst, dass im ganzen Jahr ungefaehr die gleichen Temperaturen herrschen. In den Regenwaelder ist es ein bisschen waermer und selbstverstaendlich regnet es auch mehr und in den Nebelwaelder ist es etwas kuehler und es entsteht viel Nebel.
1.
Wasserspeicherung: Der Nebelwald speichert waehrend der Regenzeit Wasser und sorgt dadurch, dass auch in der Trockenzeit Wasser durch die Bachbecken fliesst. Wuerde der Nebelwald nicht mehr existieren, haetten die Natur und die Menschen nur noch waehrend der Regenzeit Wasser. (Wasserkreislauf)
2.
Biodiversitaet: heisst man zaehlt auf wie viele Pflanzen-, Baum- und Tierarten es im Wald hat. Diese Arten wuerde man dabei verlieren. Philippinen gehoert zu den 17 Toplaendern, die endemische Pflanzen- und Baumarten beheimaten. Endemisch bedeutet, diese Pflanzen existieren nur in diesem Land. Man zaehlt auf den Philippinen ungefaehr 500 endemische Arten. Pessimistische Experten prognostizieren, dass die Philippinen das 1. Land sein werde, die ihre endemische Pflanzenvielfalt verliere.
3.
Medizinalpflanzen: Die Nebelwaeldern beherbergen sehr viele Arten von Medizinalpflanzen. Ihre Wirkungen sind noch nicht bekannt
4.
Sauerstoff und CO2 Kreislauf: Der Nebel- und Regenwald ist natuerlich sehr wichtig fuer die Umwandlung von CO2 zu Sauerstoff. Wenn die tropischen Waelder einmal nicht mehr existieren, werden wir wahrscheinlich vor unloesbaren Problemen stehen. Dadurch ist es sehr wichtig, dass man die tropischen Waeldern versucht zu schuetzen. Natuerlich muessen wir im Norden auch schauen, dass wir weniger CO2 ausstossen. Ich hoffe, dass in Zukunft die Politik und die Wirtschaft die Natur noch staerker beruecksichtigen werden. Auf dieser Welt gibt es nur ein Klima und diesem Klima muessen wir Sorge halten, um den nachfolgenden Generationen auch ein schoenes Leben zu gewaehren.
Ich vergleiche den Nebelwald ein bisschen mit den Gletschern. Beide Naturphaenomene sind Indikatoren fuer den Klimawandel. In den letzten 100 Jahren sind die Gletschern und die tropischen Regenwaelder stark geschrumpft, wie Bilder und Statistiken beweisen. Die Gletschern sind wie die Waeldern auch fuer die Wasserspeicherung zustaendig und bei uns sind sie auch Magnete fuer Touristen. Man kann darauf Ski fahren und wandern. Die Gletschern verschoenern auch vielfach die Natur.
Um den Wald in Tinoc zu schuetzen, gleiste Jean-Robert mit Hilfe von Pastor Rice folgende Projekte auf:
1.
Fruechteproduktion: Aus den Nebelwaldfruechten (Masaflora und Dulce) kann man Juice, Pudding und Konfituere gewinnen. Fuer dieses Projekt musste man einige Investionen taetigen, die fuer ihre Verhaeltnisse teuer sind. Man kaufte grosse rostfreie Toepfe, eigentlich waeren Aluminiumtoepfen besser, weil Aluminium die Hitze besser leitet bzw. verbreitet. Das Problem ist, die Aluminiumtoepfe geben Aluminium ab und dies ist nicht gesund. Die Idee ist jetzt einen Aluminiumring um den Topf zu basteln. Um dies abzuklaeren und zu realisieren, trifft man wieder einmal auf ein logistisches Problem zu. Fuer diese 2 stuendige Abklaerung benoetigen sie 3 Tage. Eigentlich reisen sie nur 10 Stunden, aber die Verbindungen sind dermassen schlecht.
2.
Shitaki: Shitaki sind japanische Gourmetpilze. Die Produktion ist sehr einfach und guenstig und man kann Gewinne erzeugen. Dazu braucht man Erlen- oder Eichenholz. Man macht Loecher hinein, legt die Pilzsamen hinein und ueberdeckt es mit Wachs. Nach 4 Monaten schluepfen die Shitakis aus den Loechern hinaus und dann muss man noch 5 Monate warten, bis man sie genuesslich verspeisen kann. Natuerlich muss man bei der Produktion noch auf einige Finessen achten. Nach den ersten neun Monaten, kann man dann alle 3 Monate die Pilzen ernten. Bei Erlenholz dauert dies 3 Jahre und bei Eichenholz 5 Jahre, bis die Pilze nicht mehr wachsen. Das groesste Problem in Tinoc ist die Logistik. Die Shitakis muessen nach 4 Tagen auf dem Teller landen, sonst sind sie nicht mehr geniessbar. Wie ich oben schon erwaehnt habe, sind die Strassen wirklich sehr schlecht. Frueher war Tinoc nur zu Fuss oder mit einem kleinen Flugzeug erreichbar.
3.
Bioanbau: Biogemuese kann man hier billiger als bei uns produzieren. Die chemischen Mitteln zum Spritzen sind hier sehr teuer und die Arbeit billig. Bei uns trifft das Gegenteil ein. Ein aelteres Paar produziert biologischen Pfeffer und biologische Bohnen, hoffen wir auf einen grossen Erfolg und dass sich Nachahmer anschliessen. Man bespritzt das Gemuese viel mit chemischen Mitteln und man weiss leider nicht, wie ungesund es ist.
Man versucht den Einheimischen beizubringen, die Schweine biologisch zu fuettern. Das konventionelle Futter besteht aus Hormonen (Oestrogen), Antibiotika , Steroiden usw. Dieses Fleisch essen dann die Menschen. Man munkelt, dass es durch di Hormone so viele maennliche "Tussis" gibt.
Der Bioanbau funktioniert natuerlich nur, wenn der Garten mit der Natur verbunden ist. Die Voegeln koennen die Raupen fressen, der Kompost ersetzt den teuren Huehnermist und die Blume Marigold haelt die Insekten fern.
4.
Medizinalpflanzen: Man sammelt zurzeit die Medizinalpflanzen im Nebelwald ein. Sie werden dann in einem College untersucht und erhalten einen botanischen Namen. Je nach Geld wird mehr darueber geforscht, ob man sie als Nahrungszusatz oder sogar als Medizin gebrauchen kann. Leider kostet alles sehr viel Geld.
Es laeufen noch andere Projekte: man untersucht das Wasser, ob man es als Mineralwasser verkaufen kann. Gedanken fuer ein Mikrowasserkraftwerk geistern auch umher.
Ideen haette man, aber die Wissenschaft und das liebe Geld fehlen meistens.
Man probiert jetzt eine Unternehmung aufzubauen, die sie selber leiten koennen. Sie nennen sich TOP (Tonic Organic Producer). Jean-Robert erklaerte ihnen, wie die einfache Buchhaltung funktioniert und wie man die Produktionskosten berechnet. Natuerlich ist man auf der Suche nach einer Person, die weiss wie man ein Geschaeft fuehrt und wie die doppelte Buchhaltung funktioniert.
Um diese Projekte zu starten, konnte man Pastor Rice gewinnen. Eine sehr interessante Person. Er ist 80 Jahre alt, Amerikaner und lebt seit 50 Jahren auf den Philippinen. Er studierte Biologie, ist Pastor und Ingenieur, spricht fliessend Ilocano, Tagalog und Kankanay. Er hat 5 eigene Kinder und wenn ich richtig verstanden habe, 15 Kinder adoptiert. Pastor Rice hat es geschafft, mit den oben aufgefuehrten und anderen Projekten in einer anderen Region einen tropischen Wald zu schuetzen und zu nutzen. Er besuchte Tinoc um von seinen Erfahrungen zu erzaehlen Mut zu geben und den Einheimischen Tipps zu geben. Mit 80 Jahren ist er immer noch ein "ruestiger" Mann. Es gaebe sicher noch 100 mehrere Sachen ueber ihn zu berichten. Vor solchen Personen habe ich grossen Respekt, die haben in ihrem Leben mit erschwerten Bedingungen etwas erreicht. Bewundernswert.
Der Besuch in Tinoc war fuer mich sehr lehrreich und spannend. Es zeigte mir auch, wie wichtig die Natur fuer das Leben ist und das man sich mehr drum kuemmern soll.
Uebrigens in Tinoc sieht man den 2. hoechsten Berg der Philippinen, Mt. Pulag 2930 muM.
Anleitung BusfahrenWenn man einen Bus sieht, haelt man einfach den Arm hinaus. Der Bus stoppt, das Gepaeck kann man auf das Dach laden. Entweder man steigt in den Bus ein und sucht sich einen Platz oder man steigt auf das Dach hinauf. Bei Jeepneys bevorzuge ich den Platz auf dem Dach, beim Bus habe ich es noch nicht ausprobiert. Auf den Daechern kann man so richtig die Fahrt und die Landschaft geniessen. Sobald der Bus das Dorf nach vielen Stops verlaesst, kommt der Kondukteur vorbei und verteilt die Fahrtickets. Nachher wird das Geld eingesammelt. Ich bin mir nicht sicher, ob sie jedes Mal die Uebersicht behalten, weil die Busse sind manchmal bis zum letzten Zentimeter voll. Man ist so richtig eingequetscht und ich wuensche mir jedes Mal, etwas kleiner zu sein, um mehr Beinfreiheit zu haben. Waehrend der Fahrt ist die Tuere meistens offen, viele stehen auch dort. Wenn man aussteigen will, klopft man an die Decke, der Bus haelt an und die Filipinas reichen dir das Gepaeck zurueck. Man kann bis zur Haustuere fahren. Manchmal haelt der Bus alle 5 Metern an, ja keinen Schritt zu viel laufen. Es gibt zwei Arten von Filipinas: 1. sie laufen sehr viel, besonders der Arbeitsweg ist lang und 2. solche die keinen Meter laufen und immer das Trycicle nehmen.
Schweizer Armee MuetzeDie BMI sorgt schon dafuer, dass es mir in der Ferne gut geht. Auf der Reise nach Tinoc hatte ich einen AdA (Angehoeriger der Armee) als Begleitperson mit einer Schweizer Armee Muetze, ich fuehlte mich sofort sehr sicher. Gar nicht gewusst, dass die Schweizer Armee Entwicklungshilfe auf den Philippinen taetigen. Die SVP wird es freuen...
Nein Spass beiseite. Dieser Mann ist ein Bauarbeiter und er weiss wahrscheinlich nicht einmal, wo die Schweiz auf der Weltkarte zu finden ist und was Swiss Army ueberhaupt ist. Als ich ihn fragte, ob ich ein Foto machen koennte, erklaerte ich ihm, dass ich aus der Schweiz bin und er machte nur grosse Augen. (siehe Bildergalerie)
So jetzt habe ich genug geschrieben. Ich hoffe, es ist interessant und laesst sich leicht lesen. Das richtige Gaestebuch funktioniert immer noch nicht, aber ihr koennt euch im temporaeren Gaestebuch verewigen. Es ist immer interessant zu sehen, wer meinen Blog besucht und in der Ferne erhaelt man gerne E-Mails oder man erfreut sich an Gaestebucheintraege.
Maechets guet, gniesset der Summer, bi mier is emel gnueg warm...