Dienstag, 21. August 2007

Alltag

Hier in den Philippinen kennt man die 4 Jahreszeiten nicht, nur Regen- und Trockenzeit. Zurzeit herrscht Regenzeit und im August streifen Taifune den Archipel Philippinen. Von den Taifunen spüren wir in den Mountain Province nicht viel. Es regnet den ganzen Tag und manchmal sind die Strassen wegen Erdrutschen gesperrt. Ich hoffe, dass die Strassen in 3 Wochen offen sind.



Pinik-Pikan
Eigentlich habe ich schon einmal über Hühnerschlachtung geschrieben. Pinik-Pikan ist eine Spezialität von Mountain Province. Uncle Carlito und Auntie Grace wollten mir zeigen, wie sie ein Huhn schlachten. Ich habe den ganzen Verlauf auf einem Video verewigt, dauert ungefähr 40 Minuten. Es läuft wie folgt ab: Uncle Carlito hielt das Huhn an den Flügel und schlug mit einem Stock auf die Flügeln. Nach 5 Minuten schlug er auf den Kopf, bis das Huhn tot war. Sie nennen es "killing softly", so dass kein Blut rinnt. Das Blut soll im Fleisch bleiben. Dann wird das Huhn gerupft und die restlichen Federn werden im Feuer verbrannt, stinkt ziemlich. Das Huhn wird dann zerteilt und mit Schweinefleisch im Wasser gekocht. En Guete.
In anderen Regionen kennt man andere Varianten.



Post
Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder des einmaligen Vereins "Club der Gemütlichen"
Ich, el presidente, habe eine gemütlichere Person als unser gemütlichstes Mitglied angetroffen. Er arbeitet auf der Post in Bontoc. Die Ruhe und Gemütlichkeit in Person. Mit Freude besuche ich ihn jedes Mal, wenn ich eine Postkarte oder einen Brief verschicken will. Es dauert jedes Mal ziemlich lange, bis er die Briefmarken aufgeklebt hat und alles im Taschenrechner (eigentlich einfache Kopfrechnung) eingetippt hat. Den Brief oder die Postkarte behält er nicht, man muss sie selber in den Briefkasten, der 5 Meter entfernt ist, einwerfen. Einmal wollte ich ein Paket abholen, das schon lange da war. Aus Gemütlichkeit suchte er zuerst nur in einem Schrank und sagte, es sei nicht da. Ich machte ein bisschen Druck (nur ein wenig, geschätzte Mitglieder, so wie es sich für einen Präsident gehört :-)) und er suchte weiter. Nach 10 Minuten fand er endlich das Paket, aber für einen Gemütlichen sind 10 Minuten Warten nicht viel (5 Minuten entsprechen einer gemütlichen Minute. Stimmt es, Aktuar?).

In der Schweiz würde er schon lange nicht mehr auf der Post arbeiten, der Leistungsdruck ist bei uns zu hoch. Ich finde es schön und amüsant, dass er hier Posthalter ist.



Aletschgletscher
Ich staunte nicht schlecht, als ein philippinischer TV Sender einen Bericht über die Nacktfotos auf dem Aletschgletscher ausstrahlten. Der Protest gegen Klimaveränderung erreichte sogar Bontoc. Anscheinend haben solche Aktionen eine größere Wirkung als man denkt. Gratuliere Greenpeace, so erweckt man Aufsehen.
So konnten Uncle Carlito und Auntie Grace sehen, wo ich wohne.



Politik
Politiker sind Machtmenschen, wie diese Geschichte aufzeigt. Ein Politiker hat ein Haus in Bontoc, aber wohnt in einem anderen Dorf. 2 Vertreter des Gemeindebüros von Bontoc machten sich auf den Weg, um bei diesem Politiker die Steuern für das Haus einzufordern. Der Politiker weigerte sich die Steuern zu bezahlen und wenn sie darauf beharren, seien sie ihren Job los. Aus Angst ihre Arbeitsstelle zu verlieren, schrieben sie diese Einnahmen ab. Die Politiker hätten eigentlich genügend Geld, vielfach zweigen sie Geld für ein Projekt in den eigenen Sack ab.

Alle Filipinos versuchen Arbeit im Ausland zu erhalten, nur die Politiker wollen um keinen Fall das Land verlassen.


Ich werde sehr viel gefragt, ob ich ein Filipino in die Schweiz mitnehmen und ihnen eine Arbeit verschaffen könnte. Ich erteile ihnen immer eine Absage und erkläre, dass das Leben in der Schweiz auch nicht einfacher sei, aber für sie wäre es das Paradies. Ich glaube aber, dass die Filipinos einen glücklicheren Eindruck machen als wir Schweizer.



Prospekt
Der Prospekt für das Gasthaus ist fast fertig. Sie haben noch ungefähr 5000 Exemplare vom alten Prospekt mit vielen Fehlern. Sie haben mir jetzt erklärt, sie wollen den Alten zuerst aufbrauchen... Das wird Jahre dauern... :-) Filipino Style. Sie machen irgendetwas, aber meistens planen oder durchdenken sie es zu wenig.

Sonst gibt es eigentlich noch genügend zu tun. Ich muss dem "Manager" noch zeigen, wie man E-Mails schreibt und sonst noch ein paar computertechnische Sachen. Im alten Prospekt gaben sie eine E-Mail Adresse an, aber niemand kennt das Passwort... So richteten wir jetzt eine neue Adresse ein.
Vielleicht werde ich auf diesem Blog den Prospekt hochladen.


In nächster Zeit werde ich wieder etwas unterwegs sein. Ich werde an 2 Anlässen teilnehmen und zum Schluss noch ein Touristendorf besuchen. Mehr erfährt ihr auf diesem Blog.

Hoplaa, bis zum nächsten Mal. Ich möchte mich noch recht herzlich für die vielen Gaestebucheintraege bedanken. So macht es Spass.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hoi Sebastian,
wie du den Pöstler beschreibst hat mir gefallen. Du triffst den Nagel auf den Kopf, wie überhaupt Deine Beschreibungen (manchmal etwas vereinfacht) frisch von der Leber weg die Situationen treffend einfangen! Schade, dass deine Zeit hier bald um ist! Martin