Montag, 17. September 2007

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Sagada
3 Tage lang verweilten die Familie Hübscher, Martin Jäggi und ich in Sagada. Wir besuchten das Echo Valley mit den hängenden Särgen. Die Särgen hängen an einem Felsen, weil die Seele so schneller in den Himmel aufsteigen kann. Viele Särge befinden sich auch in Höhlen, die jeweils einer Familie gehören. Frauen, die während der Geburt gestorben sind, werden in einer bestimmten Höhle aufbewahrt, so dass die Seele nicht mehr zur Familie zurückkehrt.
Ein spannender Ausflug war der Besuch einer Höhle, dessen Name ich vergessen habe. Die Höhle ist aus Kalkstein und man kann sie barfüssig erkundigen. Beim tiefsten Punkt der Höhle lädt ein kleiner Pool zu einem kalten Bad ein. Das Angebot für Höhlenbesuche gestaltet sich vielfältig, man kann sogar an einer 12 stündigen Höhlenerkundigung teilnehmen.
In Sagada lebt man vor allem vom Tourismus, Weberei und Töpferei. Das Dorf ist sehr ruhig und man kann sich bestens mit ausgedehnten Spaziergängen entspannen. Für einen Touristen ist Sagada sicher ein Muss.

Gefängnis
Am Sonntag besuchte ich mit Aunty Grace und mit der holy family das Gefängnis von Bontoc. Mich beeindruckte, dass in einer Zelle, geschätzte 24 Quadratmeter, bis zu 12 Personen zusammenleben. In jeder Zelle befindet sich eine Küche und ein WC. Die Kleider müssen die Gefangenen auch in der Zelle waschen und aufhängen. Das Bett besteht aus einem Holzbrett. Alle Gefangene freuten sich über meinen Besuch, obwohl ich für sie nichts machen kann.

Erdnüsse
Nach dem Gefängnisbesuch ernteten Aunty Grace und ich Erdnüsse, die ich jetzt zu Hause in der Schweiz geniessen kann.

Reis stampfen
Am letzten Tag erhielt ich noch die Gelegenheit Reis zu stampfen. Dazu braucht man einen ausgehöhlten Stein, einen Holzstock und einen flachen, weiten und geflochteten Ratankorb. Den Reis legt man in den ausgehöhlten Stein und man stampft ihn mit einem Stock (immer schön in der Mitte). Dann leert man den Reis auf den Ratankorb und man trennt durch das Werfen die Reiskörnern von den Hülsen. Nachher wird das ganze Prozedere zum 2. Mal wiederholt.

Abreise
Am Sonntagabend versuchte ich alle Souvenirs in meinen Rucksack zu stopfen, darum mussten ein paar T-Shirts in Bontoc bleiben. Gemeinsam mit Aunty Grace und Uncle Carlito genoss ich den letzten Abend in Bontoc. Am nächsten Morgen verreiste ich mit Uncle Carlito in Richtung Baguio. In Baguio übernachteten wir bei einer Schwester von Aunty Grace, wo auch die beiden Söhnen von meiner Gastfamilie leben. Am Dienstag besuchte ich noch mit Uncle Carlito einen Neffen im Spital. Das Spital entspricht dem europäischen Standard. Am Nachmittag verabschiedete ich mich von Uncle Carlito und reiste mit einem luxuriösen Bus nach Manila.

Es folgte nun die lange Flugreise zurück in die Schweiz. Irgendwie geht es viel zu schnell, innerhalb von 19 Stunden befindet man sich in einer total anderen Welt. Mein Körper und meine Seele brauchen jetzt noch ein wenig Zeit um sich wieder einzuleben. Meine Gedanken befinden sich noch viel auf den Philippinen, dadurch wirke ich manchmal etwas abwesend. Diesen Prozess machte ich auf den Philippinen auch schon durch. Am Anfang war ich noch stark mit der Schweiz verwurzelt und hielt mich an allem fest, was mich an die Schweiz erinnerte.

Erste Eindrücke in der Schweiz
In der Schweiz fiel mir auf, dass hier sehr viele alte Menschen leben und viel weniger Kinder, auf den Philippinen trifft man genau das Gegenteil an. Dieses Bild zeigen auch die demografischen Statistiken.
In Zürich erkannte ich zu meinem grossen Erstaunen sehr viele Filipinos.

So, mein HOPLAA-Praktikum ist zu Ende. Ich konnte sehr viele positive Erfahrungen sammeln. Ich möchte mich noch bei der Familie Hübscher für ihre Bemühungen bedanken und dass ich bei einer philippinischen Familie, die mir sehr ans Herz gewachsen ist, leben konnte. Dank der Gastfamilie konnte ich das Leben der Filipinos näher kennenlernen.

Für diejenigen, die sich für ein HOPLAA Praktikum interessieren, habe ich links einen Link eingerichtet.

Ich friere diesen Blog jetzt ein und werde ihn vielleicht bei einem interessanten Thema wieder auftauen.

Ich möchte mich bei allen recht herzlich bedanken, die meinen Blog gelesen haben, sich ins Gästebuch eingetragen haben oder einen Kommentar abgegeben haben. In der Ferne erhält man gerne Nachricht aus der Heimat.

Vermutlich werde ich eine Präsentation mit Bildern und Filmen zusammenstellen, Interessierte können sich bei mir melden.
That's life.

Montag, 3. September 2007

Fiesta und Ato

Townfiesta in Sadanga
Am letzten Wochenende besuchten wir das Kirchenfest in Sadanga. Das Fest begann mit einer Messe. Nachher führten verschiedene Gruppen Lieder vor. Auch ich durfte oder musste etwas vorsingen. Ich sang das Brigerlied und Country Roads. Dabei war ich ziemlich nervös, bin es mir nicht so gewohnt vor so vielen Menschen zu stehen und das Lied Country Roads gelang mir leider nicht. Die Familie Escher (Gantertallied) und die Familie Hübscher (Appenzellerlied) begeisterten mit ihren Auftritten die Filipinos.
Nach dem offiziellen Teil tanzten die Einheimischen ihren native dance (sagni). Die Männer tanzen mit der Gansa (eine Art Gong und Pfannendeckel), schlagen verschiedene Rhythmen und die Frauen bewegen die Armen wie ein Vogel. Man muss dabei noch einen bestimmten Tanzschritt beherrschen. Am Gansa haengt manchmal ein Menschenkiefer (siehe Meine Bilder). Frueher, zum Teil sogar noch heute, gab es Kopfjaeger. Man schnitt dem Feind den Kopf ab und nahm das Haupt als Trophaee nach Hause. Man sagt, dass die Leiche ohne Kopf nie den Frieden im Himmel finden wuerde.
Später forderten sie uns auf, auch mitzumachen. Ich erhielt einen Gansa und probierte ungefähr den gleichen Rhythmus zu schlagen, nur den Tanzschritt bekam ich nie und nimmer in den Griff. Alles wurde auf Video aufgenommen und später den Teilnehmern gezeigt. Grosses Gelächter erschallte, wenn die Einheimischen sahen, wie "Skifahrer" Jean-Robert und "Zappelfrosch" meine Wenigkeit versuchten zu tanzen.

Ato und Ulug (Siehe Meine Bilder)
Am Sonntag besuchte ich mit Uncle Carlito die Atos in Bontoc Ili (Barangay von Bontoc). In Atos trifft man noch heute manchmal alte Männer an, die Geschichten erzählen. Früher diskutierten hier die Barangaysverantwortlichen über verschiedene Probleme. Es war auch ein Treffpunkt nach der Arbeit im Reisfeld, man erzählte Geschichten, man ass und trank zusammen oder man spielte etwas. Vor Atos stehen meistens 3 Steine (auch vor Haeusern), sie symbolisieren eine Feuerstelle, werden heute noch gebraucht. Die Atos kann man mit dem Aabesitz bei uns vergleichen. Leider treffen sich die Einheimischen immer weniger in diesen Atos. Der Fernseh haelt auch hier Einmarsch und die Leuten ziehen sich in ihren eigenen 4 Waenden zurueck. Sayang (Schade). Scheint ein globales Problem zu sein, durch den Fernseh treffen sich die Menschen weniger. Zerstoert auch ein bisschen die Kulturen.
Bei jedem Ato hat es gewöhnlich ein Ulug (Schlafstätte). Hier trafen sich manchmal die jungen, verliebten Frauen und Männer heimlich. Manchmal trank man auch zu viel und man schlief im Ulug. Früher mussten die Jugendlichen im Pubertätsalter im Ulug schlafen, um von den alten Männern zu lernen.

Tatoo (siehe Meine Bilder)
Ich fragte Auntie Grace und Uncle Carlito: "Warum sind die Armen von den alten Frauen taetowiert?" Auntie Grace wusste nicht warum und Uncle Carlito murmelte etwas ueber Glauben. Auntie Grace besuchte dann ihre Mutter und fragte sie. Sie bekam eine simple Antwort: "Taetowierte Armen sehen beim Tanz sagni besser aus als blanke Haut. Die Taetowierungen haetten sonst keine Bedeutung. Die Frauen wurden gezwungen, sich taetowieren zu lassen." Die Maenner tragen Tatoos auf der Brust und auf dem Ruecken, aber man sieht sie heute nicht mehr, weil sie T-Shirts anziehen. Die juengeren Generationen halten von diesem Brauch nicht viel. Die Kultur wird sich in der Zukunft stark veraendern. Die juengeren Generationen interessieren sich nicht fuer Rituale, weil sie ziemlich teuer (vor allem Schweine schlachten) sind und orientieren sich mehr Richtung Westen (vor allem Amerika: Basketball, Musik usw.) Sayang

Kopfschmuck (siehe Meine Bilder)
Warum tragen die aelteren Frauen einen Kopfschmuck?
Damit die Frisur haelt. Ziemlich eine einfache Antwort. Kopfschmuck und Taetowierungen scheinen also nur praktische Bedeutungen zu haben und keine Rituelle.

Titel
Die Titeln vor dem Namen sind sehr wichtig. Die Personen, die 2 Generationen aelter sind, nennt man Lolo (Grossvater) oder Lola (Grossmutter). 1 Generation aelter: Uncle und Auntie.
Aelterer Bruder=Manong (Beispiel fuer meine Geschwistern: Manong Sebastian)
aeltere Schwester=Manang
Juengere Schwester und juengerer Bruder=Ading (Bsp. Ading Matthias oder Ading Giuliana)
Prinzipiell sagt man zu jedem Bruder, Schwester, Onkel, Tante, Grossvater oder Grossmutter. Die Familie besitzt hier eine riesengrosse Bedeutung.
Die Filipinos werden Freude haben, wenn ihr sie mit den Titeln anspricht.


In den letzten Tagen werde ich nicht mehr viel die Gelegenheit erhalten, das Internet zu benutzen. Zum Abschluss werde ich noch etwas Touristisches unternehmen. Ich werde mit der Familie Huebscher Sagada besuchen, dort gibt es Hoehlen, haengende Saerge und Webereien. Am Sonntag werde ich mit Auntie Grace das Gefaengnis in Bontoc besuchen und Reis stampfen, den ich nach Hause bringen darf. Am Montag reise ich nach Baguio und am Dienstag "It's time to say Good bye to Philippines". :-( Ich werde sicher noch 1-2 Beitraege schreiben. Besonders Wunder nimmt mich, was mir in der Schweiz auffallen wird.
Ich hoffe, ich konnte euch das philippinische Leben mit diesem Blog etwas naeher bringen, hattet Spass beim Lesen und besucht, wenn es die Zeit zulaesst, Philippinen. Filipinos sind geborene Gastgeber und sehr hilfsbereit. Hoffentlich konnte ich etwas von diesem Kuchen abschneiden.

Australien ist schoen, Philippinen ist schoener, ABER DAS WALLIS IST AM SCHOENSTEN!