Montag, 3. September 2007

Fiesta und Ato

Townfiesta in Sadanga
Am letzten Wochenende besuchten wir das Kirchenfest in Sadanga. Das Fest begann mit einer Messe. Nachher führten verschiedene Gruppen Lieder vor. Auch ich durfte oder musste etwas vorsingen. Ich sang das Brigerlied und Country Roads. Dabei war ich ziemlich nervös, bin es mir nicht so gewohnt vor so vielen Menschen zu stehen und das Lied Country Roads gelang mir leider nicht. Die Familie Escher (Gantertallied) und die Familie Hübscher (Appenzellerlied) begeisterten mit ihren Auftritten die Filipinos.
Nach dem offiziellen Teil tanzten die Einheimischen ihren native dance (sagni). Die Männer tanzen mit der Gansa (eine Art Gong und Pfannendeckel), schlagen verschiedene Rhythmen und die Frauen bewegen die Armen wie ein Vogel. Man muss dabei noch einen bestimmten Tanzschritt beherrschen. Am Gansa haengt manchmal ein Menschenkiefer (siehe Meine Bilder). Frueher, zum Teil sogar noch heute, gab es Kopfjaeger. Man schnitt dem Feind den Kopf ab und nahm das Haupt als Trophaee nach Hause. Man sagt, dass die Leiche ohne Kopf nie den Frieden im Himmel finden wuerde.
Später forderten sie uns auf, auch mitzumachen. Ich erhielt einen Gansa und probierte ungefähr den gleichen Rhythmus zu schlagen, nur den Tanzschritt bekam ich nie und nimmer in den Griff. Alles wurde auf Video aufgenommen und später den Teilnehmern gezeigt. Grosses Gelächter erschallte, wenn die Einheimischen sahen, wie "Skifahrer" Jean-Robert und "Zappelfrosch" meine Wenigkeit versuchten zu tanzen.

Ato und Ulug (Siehe Meine Bilder)
Am Sonntag besuchte ich mit Uncle Carlito die Atos in Bontoc Ili (Barangay von Bontoc). In Atos trifft man noch heute manchmal alte Männer an, die Geschichten erzählen. Früher diskutierten hier die Barangaysverantwortlichen über verschiedene Probleme. Es war auch ein Treffpunkt nach der Arbeit im Reisfeld, man erzählte Geschichten, man ass und trank zusammen oder man spielte etwas. Vor Atos stehen meistens 3 Steine (auch vor Haeusern), sie symbolisieren eine Feuerstelle, werden heute noch gebraucht. Die Atos kann man mit dem Aabesitz bei uns vergleichen. Leider treffen sich die Einheimischen immer weniger in diesen Atos. Der Fernseh haelt auch hier Einmarsch und die Leuten ziehen sich in ihren eigenen 4 Waenden zurueck. Sayang (Schade). Scheint ein globales Problem zu sein, durch den Fernseh treffen sich die Menschen weniger. Zerstoert auch ein bisschen die Kulturen.
Bei jedem Ato hat es gewöhnlich ein Ulug (Schlafstätte). Hier trafen sich manchmal die jungen, verliebten Frauen und Männer heimlich. Manchmal trank man auch zu viel und man schlief im Ulug. Früher mussten die Jugendlichen im Pubertätsalter im Ulug schlafen, um von den alten Männern zu lernen.

Tatoo (siehe Meine Bilder)
Ich fragte Auntie Grace und Uncle Carlito: "Warum sind die Armen von den alten Frauen taetowiert?" Auntie Grace wusste nicht warum und Uncle Carlito murmelte etwas ueber Glauben. Auntie Grace besuchte dann ihre Mutter und fragte sie. Sie bekam eine simple Antwort: "Taetowierte Armen sehen beim Tanz sagni besser aus als blanke Haut. Die Taetowierungen haetten sonst keine Bedeutung. Die Frauen wurden gezwungen, sich taetowieren zu lassen." Die Maenner tragen Tatoos auf der Brust und auf dem Ruecken, aber man sieht sie heute nicht mehr, weil sie T-Shirts anziehen. Die juengeren Generationen halten von diesem Brauch nicht viel. Die Kultur wird sich in der Zukunft stark veraendern. Die juengeren Generationen interessieren sich nicht fuer Rituale, weil sie ziemlich teuer (vor allem Schweine schlachten) sind und orientieren sich mehr Richtung Westen (vor allem Amerika: Basketball, Musik usw.) Sayang

Kopfschmuck (siehe Meine Bilder)
Warum tragen die aelteren Frauen einen Kopfschmuck?
Damit die Frisur haelt. Ziemlich eine einfache Antwort. Kopfschmuck und Taetowierungen scheinen also nur praktische Bedeutungen zu haben und keine Rituelle.

Titel
Die Titeln vor dem Namen sind sehr wichtig. Die Personen, die 2 Generationen aelter sind, nennt man Lolo (Grossvater) oder Lola (Grossmutter). 1 Generation aelter: Uncle und Auntie.
Aelterer Bruder=Manong (Beispiel fuer meine Geschwistern: Manong Sebastian)
aeltere Schwester=Manang
Juengere Schwester und juengerer Bruder=Ading (Bsp. Ading Matthias oder Ading Giuliana)
Prinzipiell sagt man zu jedem Bruder, Schwester, Onkel, Tante, Grossvater oder Grossmutter. Die Familie besitzt hier eine riesengrosse Bedeutung.
Die Filipinos werden Freude haben, wenn ihr sie mit den Titeln anspricht.


In den letzten Tagen werde ich nicht mehr viel die Gelegenheit erhalten, das Internet zu benutzen. Zum Abschluss werde ich noch etwas Touristisches unternehmen. Ich werde mit der Familie Huebscher Sagada besuchen, dort gibt es Hoehlen, haengende Saerge und Webereien. Am Sonntag werde ich mit Auntie Grace das Gefaengnis in Bontoc besuchen und Reis stampfen, den ich nach Hause bringen darf. Am Montag reise ich nach Baguio und am Dienstag "It's time to say Good bye to Philippines". :-( Ich werde sicher noch 1-2 Beitraege schreiben. Besonders Wunder nimmt mich, was mir in der Schweiz auffallen wird.
Ich hoffe, ich konnte euch das philippinische Leben mit diesem Blog etwas naeher bringen, hattet Spass beim Lesen und besucht, wenn es die Zeit zulaesst, Philippinen. Filipinos sind geborene Gastgeber und sehr hilfsbereit. Hoffentlich konnte ich etwas von diesem Kuchen abschneiden.

Australien ist schoen, Philippinen ist schoener, ABER DAS WALLIS IST AM SCHOENSTEN!

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

So schnell geht die Zeit vorbei.
Bleib´dran an deinem Blog. Ich habe ihn immer wieder gerne gelesen. Auch von der Schweiz aus kannst du weiterschreiben. Du hast nun soviele Infos und Fotos. Mach was draus.
Und noch viel Spass bei Deinen letzten paar Tagen, in einem Land worüber wir viel wissen und doch nichts verstehen.

Anonym hat gesagt…

Spass beim Lesen hatte ich! vielen Dank! Und wenn ich es schaffe, in Sagada dabeizusein, noch besser!
Martin Jä.

Anonym hat gesagt…

Ja, wahrscheinlich deshalb ist es

Unknown hat gesagt…

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