Montag, 17. September 2007

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Sagada
3 Tage lang verweilten die Familie Hübscher, Martin Jäggi und ich in Sagada. Wir besuchten das Echo Valley mit den hängenden Särgen. Die Särgen hängen an einem Felsen, weil die Seele so schneller in den Himmel aufsteigen kann. Viele Särge befinden sich auch in Höhlen, die jeweils einer Familie gehören. Frauen, die während der Geburt gestorben sind, werden in einer bestimmten Höhle aufbewahrt, so dass die Seele nicht mehr zur Familie zurückkehrt.
Ein spannender Ausflug war der Besuch einer Höhle, dessen Name ich vergessen habe. Die Höhle ist aus Kalkstein und man kann sie barfüssig erkundigen. Beim tiefsten Punkt der Höhle lädt ein kleiner Pool zu einem kalten Bad ein. Das Angebot für Höhlenbesuche gestaltet sich vielfältig, man kann sogar an einer 12 stündigen Höhlenerkundigung teilnehmen.
In Sagada lebt man vor allem vom Tourismus, Weberei und Töpferei. Das Dorf ist sehr ruhig und man kann sich bestens mit ausgedehnten Spaziergängen entspannen. Für einen Touristen ist Sagada sicher ein Muss.

Gefängnis
Am Sonntag besuchte ich mit Aunty Grace und mit der holy family das Gefängnis von Bontoc. Mich beeindruckte, dass in einer Zelle, geschätzte 24 Quadratmeter, bis zu 12 Personen zusammenleben. In jeder Zelle befindet sich eine Küche und ein WC. Die Kleider müssen die Gefangenen auch in der Zelle waschen und aufhängen. Das Bett besteht aus einem Holzbrett. Alle Gefangene freuten sich über meinen Besuch, obwohl ich für sie nichts machen kann.

Erdnüsse
Nach dem Gefängnisbesuch ernteten Aunty Grace und ich Erdnüsse, die ich jetzt zu Hause in der Schweiz geniessen kann.

Reis stampfen
Am letzten Tag erhielt ich noch die Gelegenheit Reis zu stampfen. Dazu braucht man einen ausgehöhlten Stein, einen Holzstock und einen flachen, weiten und geflochteten Ratankorb. Den Reis legt man in den ausgehöhlten Stein und man stampft ihn mit einem Stock (immer schön in der Mitte). Dann leert man den Reis auf den Ratankorb und man trennt durch das Werfen die Reiskörnern von den Hülsen. Nachher wird das ganze Prozedere zum 2. Mal wiederholt.

Abreise
Am Sonntagabend versuchte ich alle Souvenirs in meinen Rucksack zu stopfen, darum mussten ein paar T-Shirts in Bontoc bleiben. Gemeinsam mit Aunty Grace und Uncle Carlito genoss ich den letzten Abend in Bontoc. Am nächsten Morgen verreiste ich mit Uncle Carlito in Richtung Baguio. In Baguio übernachteten wir bei einer Schwester von Aunty Grace, wo auch die beiden Söhnen von meiner Gastfamilie leben. Am Dienstag besuchte ich noch mit Uncle Carlito einen Neffen im Spital. Das Spital entspricht dem europäischen Standard. Am Nachmittag verabschiedete ich mich von Uncle Carlito und reiste mit einem luxuriösen Bus nach Manila.

Es folgte nun die lange Flugreise zurück in die Schweiz. Irgendwie geht es viel zu schnell, innerhalb von 19 Stunden befindet man sich in einer total anderen Welt. Mein Körper und meine Seele brauchen jetzt noch ein wenig Zeit um sich wieder einzuleben. Meine Gedanken befinden sich noch viel auf den Philippinen, dadurch wirke ich manchmal etwas abwesend. Diesen Prozess machte ich auf den Philippinen auch schon durch. Am Anfang war ich noch stark mit der Schweiz verwurzelt und hielt mich an allem fest, was mich an die Schweiz erinnerte.

Erste Eindrücke in der Schweiz
In der Schweiz fiel mir auf, dass hier sehr viele alte Menschen leben und viel weniger Kinder, auf den Philippinen trifft man genau das Gegenteil an. Dieses Bild zeigen auch die demografischen Statistiken.
In Zürich erkannte ich zu meinem grossen Erstaunen sehr viele Filipinos.

So, mein HOPLAA-Praktikum ist zu Ende. Ich konnte sehr viele positive Erfahrungen sammeln. Ich möchte mich noch bei der Familie Hübscher für ihre Bemühungen bedanken und dass ich bei einer philippinischen Familie, die mir sehr ans Herz gewachsen ist, leben konnte. Dank der Gastfamilie konnte ich das Leben der Filipinos näher kennenlernen.

Für diejenigen, die sich für ein HOPLAA Praktikum interessieren, habe ich links einen Link eingerichtet.

Ich friere diesen Blog jetzt ein und werde ihn vielleicht bei einem interessanten Thema wieder auftauen.

Ich möchte mich bei allen recht herzlich bedanken, die meinen Blog gelesen haben, sich ins Gästebuch eingetragen haben oder einen Kommentar abgegeben haben. In der Ferne erhält man gerne Nachricht aus der Heimat.

Vermutlich werde ich eine Präsentation mit Bildern und Filmen zusammenstellen, Interessierte können sich bei mir melden.
That's life.

Montag, 3. September 2007

Fiesta und Ato

Townfiesta in Sadanga
Am letzten Wochenende besuchten wir das Kirchenfest in Sadanga. Das Fest begann mit einer Messe. Nachher führten verschiedene Gruppen Lieder vor. Auch ich durfte oder musste etwas vorsingen. Ich sang das Brigerlied und Country Roads. Dabei war ich ziemlich nervös, bin es mir nicht so gewohnt vor so vielen Menschen zu stehen und das Lied Country Roads gelang mir leider nicht. Die Familie Escher (Gantertallied) und die Familie Hübscher (Appenzellerlied) begeisterten mit ihren Auftritten die Filipinos.
Nach dem offiziellen Teil tanzten die Einheimischen ihren native dance (sagni). Die Männer tanzen mit der Gansa (eine Art Gong und Pfannendeckel), schlagen verschiedene Rhythmen und die Frauen bewegen die Armen wie ein Vogel. Man muss dabei noch einen bestimmten Tanzschritt beherrschen. Am Gansa haengt manchmal ein Menschenkiefer (siehe Meine Bilder). Frueher, zum Teil sogar noch heute, gab es Kopfjaeger. Man schnitt dem Feind den Kopf ab und nahm das Haupt als Trophaee nach Hause. Man sagt, dass die Leiche ohne Kopf nie den Frieden im Himmel finden wuerde.
Später forderten sie uns auf, auch mitzumachen. Ich erhielt einen Gansa und probierte ungefähr den gleichen Rhythmus zu schlagen, nur den Tanzschritt bekam ich nie und nimmer in den Griff. Alles wurde auf Video aufgenommen und später den Teilnehmern gezeigt. Grosses Gelächter erschallte, wenn die Einheimischen sahen, wie "Skifahrer" Jean-Robert und "Zappelfrosch" meine Wenigkeit versuchten zu tanzen.

Ato und Ulug (Siehe Meine Bilder)
Am Sonntag besuchte ich mit Uncle Carlito die Atos in Bontoc Ili (Barangay von Bontoc). In Atos trifft man noch heute manchmal alte Männer an, die Geschichten erzählen. Früher diskutierten hier die Barangaysverantwortlichen über verschiedene Probleme. Es war auch ein Treffpunkt nach der Arbeit im Reisfeld, man erzählte Geschichten, man ass und trank zusammen oder man spielte etwas. Vor Atos stehen meistens 3 Steine (auch vor Haeusern), sie symbolisieren eine Feuerstelle, werden heute noch gebraucht. Die Atos kann man mit dem Aabesitz bei uns vergleichen. Leider treffen sich die Einheimischen immer weniger in diesen Atos. Der Fernseh haelt auch hier Einmarsch und die Leuten ziehen sich in ihren eigenen 4 Waenden zurueck. Sayang (Schade). Scheint ein globales Problem zu sein, durch den Fernseh treffen sich die Menschen weniger. Zerstoert auch ein bisschen die Kulturen.
Bei jedem Ato hat es gewöhnlich ein Ulug (Schlafstätte). Hier trafen sich manchmal die jungen, verliebten Frauen und Männer heimlich. Manchmal trank man auch zu viel und man schlief im Ulug. Früher mussten die Jugendlichen im Pubertätsalter im Ulug schlafen, um von den alten Männern zu lernen.

Tatoo (siehe Meine Bilder)
Ich fragte Auntie Grace und Uncle Carlito: "Warum sind die Armen von den alten Frauen taetowiert?" Auntie Grace wusste nicht warum und Uncle Carlito murmelte etwas ueber Glauben. Auntie Grace besuchte dann ihre Mutter und fragte sie. Sie bekam eine simple Antwort: "Taetowierte Armen sehen beim Tanz sagni besser aus als blanke Haut. Die Taetowierungen haetten sonst keine Bedeutung. Die Frauen wurden gezwungen, sich taetowieren zu lassen." Die Maenner tragen Tatoos auf der Brust und auf dem Ruecken, aber man sieht sie heute nicht mehr, weil sie T-Shirts anziehen. Die juengeren Generationen halten von diesem Brauch nicht viel. Die Kultur wird sich in der Zukunft stark veraendern. Die juengeren Generationen interessieren sich nicht fuer Rituale, weil sie ziemlich teuer (vor allem Schweine schlachten) sind und orientieren sich mehr Richtung Westen (vor allem Amerika: Basketball, Musik usw.) Sayang

Kopfschmuck (siehe Meine Bilder)
Warum tragen die aelteren Frauen einen Kopfschmuck?
Damit die Frisur haelt. Ziemlich eine einfache Antwort. Kopfschmuck und Taetowierungen scheinen also nur praktische Bedeutungen zu haben und keine Rituelle.

Titel
Die Titeln vor dem Namen sind sehr wichtig. Die Personen, die 2 Generationen aelter sind, nennt man Lolo (Grossvater) oder Lola (Grossmutter). 1 Generation aelter: Uncle und Auntie.
Aelterer Bruder=Manong (Beispiel fuer meine Geschwistern: Manong Sebastian)
aeltere Schwester=Manang
Juengere Schwester und juengerer Bruder=Ading (Bsp. Ading Matthias oder Ading Giuliana)
Prinzipiell sagt man zu jedem Bruder, Schwester, Onkel, Tante, Grossvater oder Grossmutter. Die Familie besitzt hier eine riesengrosse Bedeutung.
Die Filipinos werden Freude haben, wenn ihr sie mit den Titeln anspricht.


In den letzten Tagen werde ich nicht mehr viel die Gelegenheit erhalten, das Internet zu benutzen. Zum Abschluss werde ich noch etwas Touristisches unternehmen. Ich werde mit der Familie Huebscher Sagada besuchen, dort gibt es Hoehlen, haengende Saerge und Webereien. Am Sonntag werde ich mit Auntie Grace das Gefaengnis in Bontoc besuchen und Reis stampfen, den ich nach Hause bringen darf. Am Montag reise ich nach Baguio und am Dienstag "It's time to say Good bye to Philippines". :-( Ich werde sicher noch 1-2 Beitraege schreiben. Besonders Wunder nimmt mich, was mir in der Schweiz auffallen wird.
Ich hoffe, ich konnte euch das philippinische Leben mit diesem Blog etwas naeher bringen, hattet Spass beim Lesen und besucht, wenn es die Zeit zulaesst, Philippinen. Filipinos sind geborene Gastgeber und sehr hilfsbereit. Hoffentlich konnte ich etwas von diesem Kuchen abschneiden.

Australien ist schoen, Philippinen ist schoener, ABER DAS WALLIS IST AM SCHOENSTEN!

Dienstag, 28. August 2007

Tongtongan

Und weiter geht's mit dem Gespraech.

Reis
Reis ist das wichtigste Nahrungsmittel und daher traegt er auch verschiedene Namen.
Pagay= Reis im Feld
Bagas = geerntetes Reis
Makan = gekochter Reis
Tabok
Patupat = Eine Spezialitaet mit Kokosnussmilch, Zucker, Salz und Bananenblaetter
Champorado = Reis gemischt mit Schokolade (Milo)
Leider konnte ich nicht alle Namen fuer Reis auskitzeln.
Auntie Grace erzaehlte mir, dass sie jeden Tag Reis essen muesste, sonst fuehle sie sich nicht so gut.

Wasser
Das groesste Problem ist das Wasser in Bontoc. Auntie Grace und Uncle Carlito gehoeren zu den Gluecklichen, unter ihrem Haus fliesst eine Quelle und haben darum immer Wasser.
Wir wohnen im Dorfteil Botbogan und die Einwohner hier koennen zwischen 11.00 und 13.00 Uhr ihre Wassertanks fuellen. Das Problem ist nur, manchmal fliesst Wasser und manchmal nicht. Darum freuen sich alle darueber, wenn es regnet, so fuellen sich die Wassertanks von alleine.

Lasst hoeren aus guter alten Zeit
Viele Personen haben jetzt ein Handy und ich fragte mich, wie sie frueher miteinander kommunizierten. Sie konnten zwischen 3 Moeglichkeiten waehlen: Festnetztelefon (ziemlich teuer), Post oder einen Brief mit dem Bus senden.

Auntie Grace und 2 Brueder studierten in Baguio (Soziale Arbeit). Manchmal neigte sich der Nahrungsvorrat (meistens Reis) zu Ende und sie schrieben einen Brief an ihre Eltern, dass sie Reis schicken sollen. Sie mussten exakt angeben, mit welchem Bus und an welchem Tag sie die Nahrung schicken sollen.

Frueher gab es viel weniger Busse und man stand schon um 1.00 Uhr auf, um einen Platz im Bus zu ergattern. Man wartete so lange, bis der Bus "pumpenvoll" war und dann fuhr man los.

Das Wasser und das Feuerholz musste man jeden Tag im Wald holen gehen.

Stuehle und Tische gab es frueher noch nicht, man ass, schrieb oder spielte auf dem Boden.

Licht erzeugte man am Anfang mit Feuer, dann erreichte auch die Petrollampe Bontoc und spaeter fand auch die Elektrizitaet den Weg nach Bontoc.


Man schlief auf Kuhleder, Karabauleder oder auf hauchduenne Matten. Heutzutage haben noch lange nicht alle ein Bett und schlafen immer noch auf dem Boden. Auch ich konnte 2-3 Mal auf dem Boden schlafen, gut geschlafen habe ich nicht, ehrlich gesagt.


Tongtongan in Paracelis
Bruno und ich nahmen die beschwerliche Reise nach Paracelis auf uns. Die Strassen sind wirklich himmeltraurig und darum dauert diese Fahrt 9-10 Stunden. Die Baenke sind natuerlich nicht fuer meine Groesse bestimmt und ich wuenschte mir einige Male, etwas schrumpfen zu koennen. Ein Ingenieur in Strassenbau koennte man hier sicher gut gebrauchen, der ein bisschen das Geld fuer Strassenprojekte bewacht (fliesst vielfach in die Tasche der Politiker) und die Filipinos ein bisschen in Strassenbau beraet. Mountain Province hat sicher die schlechtesten Strassen von Philippinen, aber immerhin haben fast alle etwas zum Essen.

Paracelis zaehlt ungefaehr 13'000 Einwohner (Schaetzung von Jugendlichen) und ist ziemlich weitlaeufig, schaetze einmal viel groesser als das Goms. Manche Filipinos mussten 5-6 Stunden laufen, um beim Tongtongan teilzunehmen.

Tongtongan ist ein Treffen aller BECs dieser Gemeinde. Man reflektiert und schaut in die Zukunft voraus. In jedem Barangay sollte mindestens ein BECs existieren, ist natuerlich nicht immer der Fall. Ueber BEC (Basic Ecclesial Communities) habe ich schon frueher einmal geschrieben. Kurz erklaert, es sind Gemeinschaften, die sich "mehrmals" in der Woche treffen und dabei Probleme loesen sollten. Daraus koennten vielleicht spaeter einmal Vereine oder Firmen entstehen (eher eine Vision).

Jedes BEC erhielt im Voraus einen Fragenbogen, den sie mehr oder weniger versuchten zu beantworten. Alle BECs traten auf und erzaehlten am Morgen ueber ihre Problemen und Taetigkeiten. Viele BECs wird es wohl in Zukunft nicht mehr geben, weil sie sich nicht so oft treffen. Fuer mich sollte ein BEC wie ein Verein funktionieren, die etwas zusammen unternehmen (z.B. Basketballturniere organisieren) und sich einander helfen.

Am Nachmittag hielt Bruno eine Rede ueber Leaderfiguren und ich tanzte mit den Teilnehmern Macarena. Ein Lehrer war so begeistert vom Tanz, dass er es seinen Schuelern beibringen will. Am Abend spielten wir Bingo mit vielen tollen Preisen.

Am Sonntag startete das Tongtongan mit einer Messe und nachher eroeffneten sie ein Open Forum. Ich verstand kein Wort (Ilocano) und suchte mir eine Schlafgelegenheit.

Nachmittags begleiteten uns Jugendliche zu einem Wasserfall und wir genossen die Zeit im warmen Wasser. Die Filipinos lieben es schoene Orte zu zeigen, man muss sie nur fragen. Zum Nachtessen waren wir 2 Mal bei einer reicheren Familie eingeladen. Es zeigte mir, dass die Chance gross ist, dass sich auch Paracelis weiterentwickeln kann.

Sped

Sped ist eine Vorform einer heilpaedagogischen Schule. Marianne arbeitet hier einen halben Tag woechentlich und ich begleitete sie einmal. Die Hilfsmitteln sind sehr beschraenkt und die Lehrerinnen sind ein bisschen ueberfordert mit diesen vielen Kindern. Manche Kindern braeuchten ein bisschen mehr Zuneigung. Die Lehrerinnen haben vielfach auch nicht die geeignete Ausbildung und erlernen viel in Selbststudium.

Wissen ist Macht

Die Filipinos sollten das Wissen, das sie ohne Zweifel besitzen, einander besser weitergeben und es wuerde ihnen besser gehen. Ein Beispiel: Viele Bauern wissen nicht, wie man Gemuese am besten verpackt, ohne das es verfault. Manchmal ist das Gemuese schon verfault, wenn es im Markt ankommt und der Gewinn ist dahin.

Bald werde ich wieder zurueck sein. Der Abschied wird mir sicher nicht so leicht fallen. Ich werde sicher mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge Bontoc verlassen. Waehrend dieser Zeit konnte ich viel ueber das Leben philosophieren und manches erscheint mir jetzt klarer. Zeit fuer seine Mitmenschen zu haben, ist ein sehr wertvolles Gut. Leider ist der Profit in unserem Zeitalter das hoechste Gut. Ich konnte sehr viel von den Filipinos profitieren und lernen, auch wenn ich sie nicht immer verstand.

Mittwoch, 22. August 2007

Rituale (Mang Mang)

Ich habe jetzt ein Gespräch über das Leben in Bontoc mit Auntie Grace und Uncle Carlito angefangen. Das 1. Thema widmete ich dem Ritual.

Rituale nennt man hier Mang Mang. In Mountain Province existieren verschiedene Formen von Ritualen: Krankheits-, vor Toten-, Hausbrands-, Unfalls und Hochzeitsritual. Die Kirche probiert jetzt die Rituale in den katholischen Glauben zu inkultivieren.

Die Rituale führen meistens alte Frauen aus, die die Gnade besitzen, mit Seelen von verstorbenen Personen (Annitos) zu reden. Diese Frauen sind Auserwählte und man nennt sie Quack doctor. Vielleicht kann man die Quack doctors mit Quatämberkinder (siehe Walliser Sagen) vergleichen.

Die Quackdoktorinnen können Geister sehen und mit ihnen reden. Ich glaube, es ist etwas Ähnliches wie in unseren Walliser Sagen (Gratzug). In den Gratzugsgeschichten werden die armen Seelen mit einem Gebet erlöst und hier erlöst man die Annitos mit einem Ritual.

Das Krankheitsritual
Die Quackdoktorin besucht die kranke Person. Für das Ritual braucht man Reis, das noch nicht geschält ist, und eine kleine Schüssel mit Wasser. Die Quackdoktorin entfernt die Haut des Reiskorns und fragt die Annitos (verstorbene Seelen) nach dem Grund der Krankheit. Dann taucht sie das Reiskorn in das Wasser und lässt es los. Wenn das Korn aufsteht, bedeutet dies, dass die Annitos bejahen und wenn das Reiskorn liegen bleibt, ist es eine negative Antwort. Es gibt noch eine andere Variante mit Münzen. Die Quakdoktorin legt eine Münze auf den Tisch und stellt den Annitos eine Frage. Wenn die Münze aufsteht, antworten die Annitos mit "Ja" und wenn sie liegen bleibt, heisst dies "Nein".
Auntie Grace und Uncle Carlito wissen nicht, wie diese Vorgänge funktionieren, aber sie haben es schon einige Male gesehen.
Wenn man die Ursache der Krankheit kennt, fragt man die Annitos, wie man die Krankheit heilen kann und was man machen muss. Meistens schlachtet man, nach einer speziellen Art und mit einem Gebet, ein Schwein. Diejenigen, die das Schwein schlachten, erhalten die Beinen zum Essen und der Rest wird von einem "old man" an die Teilnehmern des Rituals verteilt. Alles, was auf dem Teller liegt, muss aufgegessen werden und nichts darf auf den Boden fallen, sonst verfehlt es die positive Wirkung des Rituals. Die Knochen werden nicht den Hunden gegeben, werden verbrannt. An einem fogenden Tag muss man gesalzenes Fleisch den Annitos an einen speziellen Ort bringen. Die Annitos erzählen der Quackdoktorin, an welchem Ort sie es haben wollen. Manchmal wünschen sich die Annitos auch ein kleines Haus an einem bestimmten Ort. In diesen Häusern legt man viel Kleiderstücke oder Fleisch hinein. Die Annitoshäuser stehen vielfach an dem Ort, wo die Person verstorben ist. Ist eine Person im Bach ertrunken, wird das Haus in der Nähe des Baches gebaut.
Bei uns stehen anstatt Annitoshäuser Kreuze an den Unglücksstellen.

Wahre Geschichten

Ein Bruder von Auntie Grace erzählte einmal seinen Eltern, dass seine Frau verrückt sei, sie erzähle total wirres Zeug, esse Bananenschalen, sie sollen einmal vorbeischauen. Die Eltern machten sich auf den Weg, als sie das Haus betraten, sahen sie, wie die Schwiegertochter auf einem Stuhl sass und auf den Boden urinierte und komische Geschichten erzählte. Sie brachten die Schwiegertochter ins Spital. Im Spital diagnostizierten sie eine psychische Krankheit und gaben ihr Medikamente, aber der Zustand verbesserte sich kaum. Die Mutter, der Schwiegertochter, arbeitete im Ausland und der Stiefvater wollte das Problem nicht annehmen. So fragten die Eltern von Grace, eine Quackdoktorin um Hilfe. Die alte Frau sprach dann mit den Annitos und erfuhr, dass die Seele eines verstorbenen Onkels der Schwiegertochter in ihren Körper eingedrungen sei und darum sei sie krank. Sie mussten die Asche des verstorbenen Onkels nach Bontoc bringen und ein Mang Mang durchführen. Das Mang Mang wurde dann mit dem Stiefvater und mit Kindern abgehalten. Sie mussten dabei die Asche wieder begraben. Die Kinder waren ziemlich laut und darum wirkte das Mang Mang nicht. Der Zustand der Schwiegertochter verschlechterte sich und die Augen kreuzten sich (sie schielte).
Sie führten später nochmals ein Ritual durch, aber diesmal ohne Kinder und es war andächtig still. Siehe da, es wirkte. Die Augen schauten wieder gerade aus und Schritt für Schritt verbesserte sich das Krankheitsbild. Man konnte mit ihr wieder normal reden. Ich habe sie in letzter Zeit selber gesehen und es geht ihr wieder gut.

Die Mutter von Auntie Grace, die den Fuss nicht mehr strecken kann, bat eine Quakdoktorin um ein Mang Mang. Eigentlich hätte ich an diesem Ritual auch teilnehmen können, aber unglücklicherweise weilte ich in Banaue.
Sie erzählten mir, dass die Quakdoktorin, während dem Zwiegespräch mit den Annitos, das T-Shirt von einem Bruder von Grace hielt und umherlief. Der Bruder versuchte die Hand vom T-Shirt zu befreifen, aber die Hand liess nicht los. So zog er mit Hilfe von Auntie Grace das T-Shirt aus. Sie mussten sogar eine Flasche wegen Bruchgefahr vor ihr in Sicherheit bringen. Während dem Gespräch mit den Annitos, sei die Quackdoktorin in einer Trance und befinde sich nicht auf dieser Welt. Als dieser Trance vorbei war, fragte die Quackdoktorin ganz erstaunt, warum sie ein T-Shirt in den Händen hält.

Hohes Fieber
Der jüngste Sohn (Gaynor) von Auntie Grace hatte im 1. Monat hohes Fieber. Sie besuchte mit Gaynor das Spital, aber das Fieber senkte sich nicht. Sie fragte eine Quackdoktorin, ob sie helfen könnte. Die Quackdoktorin sprach mit den Annitos und die erzählten ihr, dass ein verstorbener Cousin von Gaynor Schuld am Fieber sei. Der Cousin wurde anscheinend von einem Fahrzeug überfahren. Die Quakdoktorin vertrieb die Seele vom Cousin aus dem Körper von Gaynor und sein Fieber verschwand.

Unglücksindikatoren
Hunde heulten vor ein paar Jahren die ganze Nacht, dies sei kein gutes Omen. Während dieser Zeit reiste Uncle Carlito mit seinem Sohn Gaynor nach Baguio. Am nächsten Morgen sah Auntie Grace auch noch einen Vogel, der auch ein Indikator für ein Unglück sei. Sie befürchtete, dass bei Uncle Carlito und Gaynor etwas passiert sei und fing an zu beten. Kurz später erhielt sie Besuch von einer Schwägerin und sie überbrachte ihr eine traurige Nachricht, dass ihr Mann (Bruder von Grace) an einem Herzinfarkt gestorben ist.

Totenrituale
Nach der Beerdigung waschen sich die Männer die Trauer vom Leibe in einem Bach. Während diesem Prozedere spricht ein alter Mann ein Gebet. Danach fangen sie Fische, bringen sie zurück und die ganze Trauergemeinde verspeist die Fische.

In der Nacht, während eines Totenrituals, bleiben ein paar Angehörige wach und müssen beobachten, ob ein Nachtfalter oder ein Schmetterling ins Haus fliegen, ob eine Katze heult oder ob ein Vogel auf einem Baum pfeift. Am nächsten Morgen fragen die old folks darüber und je nach Beobachtungen, muss man ein Huhn schlachten oder Fleisch an einem bestimmten Ort bringen.

Vor ein paar Wochen starb eine 20-jährige Frau. Die Mutter durfte sich 2 Wochen nicht mehr waschen. Als die 2 Wochen vorbei waren, konnte sie so richtig die ganze Trauer vom Leibe wegspülen.

Madmad
Ich habe einmal geschrieben, dass ein Mann Brandy trank und einen Schluck in einen Bierdeckel leerte, um es mit den Annitos zu teilen. Diesen Vorgang nennt man Madmad, dabei spricht man ein Gebet zu den Annitos. Zum Beispiel sie sollen ihn vom Teufel fern halten oder Ähnliches. Madmad machen sie nicht nur mit Alkohol, sondern auch mit Softdrinks.

Dieses Thema interessiert mich sehr, irgendetwas ist schon ist schon wahr daran. Ich hoffe, dass ich die Möglichkeit noch erhalte, an einem Ritual teilzunehmen. Die Zeit dafür wird aber knapp.

Yesterday I made my first experience to eat dog meat. It tasted not so bad.

Dienstag, 21. August 2007

Alltag

Hier in den Philippinen kennt man die 4 Jahreszeiten nicht, nur Regen- und Trockenzeit. Zurzeit herrscht Regenzeit und im August streifen Taifune den Archipel Philippinen. Von den Taifunen spüren wir in den Mountain Province nicht viel. Es regnet den ganzen Tag und manchmal sind die Strassen wegen Erdrutschen gesperrt. Ich hoffe, dass die Strassen in 3 Wochen offen sind.



Pinik-Pikan
Eigentlich habe ich schon einmal über Hühnerschlachtung geschrieben. Pinik-Pikan ist eine Spezialität von Mountain Province. Uncle Carlito und Auntie Grace wollten mir zeigen, wie sie ein Huhn schlachten. Ich habe den ganzen Verlauf auf einem Video verewigt, dauert ungefähr 40 Minuten. Es läuft wie folgt ab: Uncle Carlito hielt das Huhn an den Flügel und schlug mit einem Stock auf die Flügeln. Nach 5 Minuten schlug er auf den Kopf, bis das Huhn tot war. Sie nennen es "killing softly", so dass kein Blut rinnt. Das Blut soll im Fleisch bleiben. Dann wird das Huhn gerupft und die restlichen Federn werden im Feuer verbrannt, stinkt ziemlich. Das Huhn wird dann zerteilt und mit Schweinefleisch im Wasser gekocht. En Guete.
In anderen Regionen kennt man andere Varianten.



Post
Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder des einmaligen Vereins "Club der Gemütlichen"
Ich, el presidente, habe eine gemütlichere Person als unser gemütlichstes Mitglied angetroffen. Er arbeitet auf der Post in Bontoc. Die Ruhe und Gemütlichkeit in Person. Mit Freude besuche ich ihn jedes Mal, wenn ich eine Postkarte oder einen Brief verschicken will. Es dauert jedes Mal ziemlich lange, bis er die Briefmarken aufgeklebt hat und alles im Taschenrechner (eigentlich einfache Kopfrechnung) eingetippt hat. Den Brief oder die Postkarte behält er nicht, man muss sie selber in den Briefkasten, der 5 Meter entfernt ist, einwerfen. Einmal wollte ich ein Paket abholen, das schon lange da war. Aus Gemütlichkeit suchte er zuerst nur in einem Schrank und sagte, es sei nicht da. Ich machte ein bisschen Druck (nur ein wenig, geschätzte Mitglieder, so wie es sich für einen Präsident gehört :-)) und er suchte weiter. Nach 10 Minuten fand er endlich das Paket, aber für einen Gemütlichen sind 10 Minuten Warten nicht viel (5 Minuten entsprechen einer gemütlichen Minute. Stimmt es, Aktuar?).

In der Schweiz würde er schon lange nicht mehr auf der Post arbeiten, der Leistungsdruck ist bei uns zu hoch. Ich finde es schön und amüsant, dass er hier Posthalter ist.



Aletschgletscher
Ich staunte nicht schlecht, als ein philippinischer TV Sender einen Bericht über die Nacktfotos auf dem Aletschgletscher ausstrahlten. Der Protest gegen Klimaveränderung erreichte sogar Bontoc. Anscheinend haben solche Aktionen eine größere Wirkung als man denkt. Gratuliere Greenpeace, so erweckt man Aufsehen.
So konnten Uncle Carlito und Auntie Grace sehen, wo ich wohne.



Politik
Politiker sind Machtmenschen, wie diese Geschichte aufzeigt. Ein Politiker hat ein Haus in Bontoc, aber wohnt in einem anderen Dorf. 2 Vertreter des Gemeindebüros von Bontoc machten sich auf den Weg, um bei diesem Politiker die Steuern für das Haus einzufordern. Der Politiker weigerte sich die Steuern zu bezahlen und wenn sie darauf beharren, seien sie ihren Job los. Aus Angst ihre Arbeitsstelle zu verlieren, schrieben sie diese Einnahmen ab. Die Politiker hätten eigentlich genügend Geld, vielfach zweigen sie Geld für ein Projekt in den eigenen Sack ab.

Alle Filipinos versuchen Arbeit im Ausland zu erhalten, nur die Politiker wollen um keinen Fall das Land verlassen.


Ich werde sehr viel gefragt, ob ich ein Filipino in die Schweiz mitnehmen und ihnen eine Arbeit verschaffen könnte. Ich erteile ihnen immer eine Absage und erkläre, dass das Leben in der Schweiz auch nicht einfacher sei, aber für sie wäre es das Paradies. Ich glaube aber, dass die Filipinos einen glücklicheren Eindruck machen als wir Schweizer.



Prospekt
Der Prospekt für das Gasthaus ist fast fertig. Sie haben noch ungefähr 5000 Exemplare vom alten Prospekt mit vielen Fehlern. Sie haben mir jetzt erklärt, sie wollen den Alten zuerst aufbrauchen... Das wird Jahre dauern... :-) Filipino Style. Sie machen irgendetwas, aber meistens planen oder durchdenken sie es zu wenig.

Sonst gibt es eigentlich noch genügend zu tun. Ich muss dem "Manager" noch zeigen, wie man E-Mails schreibt und sonst noch ein paar computertechnische Sachen. Im alten Prospekt gaben sie eine E-Mail Adresse an, aber niemand kennt das Passwort... So richteten wir jetzt eine neue Adresse ein.
Vielleicht werde ich auf diesem Blog den Prospekt hochladen.


In nächster Zeit werde ich wieder etwas unterwegs sein. Ich werde an 2 Anlässen teilnehmen und zum Schluss noch ein Touristendorf besuchen. Mehr erfährt ihr auf diesem Blog.

Hoplaa, bis zum nächsten Mal. Ich möchte mich noch recht herzlich für die vielen Gaestebucheintraege bedanken. So macht es Spass.

Donnerstag, 16. August 2007

Eine Woche Mangatarem


Ich weilte für eine Woche in Mangatarem bei Martin Hungerbühler. Nun bin ich noch etwas weniger als 4 Wochen in Bontoc (leider). In den nächsten Wochen werde ich vielleicht noch ein Interview mit Auntie Grace machen, um noch mehr über das Leben hier in Bontoc zu erfahren.

Mangatarem
Mangatarem
zählt ungefähr 70.000 Einwohner und gehört zum Bezirk Pangasinan. Mangatarem besteht aus verschiedenen Barangays. Barangays sind Quartiere oder Dorfteile. Als Vergleich könnte man Visperterminen nehmen: Unterstalden, Oberstalden, Niederhäusern, Bodme, Wildji usw. wären Barangays. Die Barangays bestimmen auch ihren eigenen Kapitän, der für das Wohlbefinden des Barangays sorgen soll. Eigentlich ist hier fast jedes Dorf in Barangays aufgeteilt.

Vergleich Pangasinan und Mountain Province
Das Leben in Mangatarem war für mich anstrengender als in Bontoc. Jeder Tryciclefahrer rief mir "Americano, Sir oder Hey Joe take a trycicle" zu. Im Markt wollte mir auch jeder etwas verkaufen und in den Bussen stiegen manchmal Verkäufer ein und versuchten mir etwas anzudrehen. Besonders ein Zeitungsverkäufer nervte mich, beim 1. Mal wollte er mir eine Zeitung verkaufen, beim 2. Mal ein philippinisches FHM und beim 3. Mal wollte er die Mütze mit mir tauschen. Zum Glück konnte ich meine Ruhe bewahren. Für die Filipinos bin ich halt eine 100 Dollar Note und manchmal ist man auch eine Attraktion.
Wenn ich die 2 Bezirke Mountain Province (Bontoc) und Pangasinan vergleiche, fällt mir auf, dass die Menschen in Pangasinan grösser und dicker sind, aber es existiert auch das pure Gegenteil. Manche Personen haben manchmal nur 2-4 daumendicke Oberarme. In Mountain Province, glaube ich, haben alle etwas zu essen.
In Mangatarem besuchte ich sehr reiche und sehr arme Menschen. Die Reichen besitzen ein grosses Haus mit sehr viel Luxus (einen grossen Fernsehen, viele Zimmern, Sofas usw). Daneben wohnt eine arme Familie mit 6 Kinder, die Küche befindet sich draussen und im Haus gibt es nur einen Raum zum Wohnen und zum Schlafen. Vielfach schläft man auf dem Boden. Sie haben auch keinen Strom, weil es zu teuer ist und brauchen deshalb Petrollampen.

Witzige Messe und Hundred Islands
Über das Wochenende fuhren wir nach Alaminos. Zuerst hiess es, wir würden an einem Jugendtreff teilnehmen. Schlussendlich besuchten wir eine Messe für Klara von Assisi. Die Messe war ziemlich lustig und unterhaltsam, der Priester brachte einen Spruch nach dem anderen zum Besten. Die Gottesdienstteilnehmern klatschten, grinsten und lachten viel. Wenn die Gottesdienste immer so lustig und unterhaltsam wären, würde ich die Kirche vielleicht auch mehr besuchen.
Am Sonntag erkundigten Martin, 2 Filipinos und ich die Hundred Islands mit einem Bootsführer. Die Hundred Islands gehören zum Naturschutzgebiet und man kann nur 3 Inseln besuchen. Ich genoss dabei das Schwimmen im warmen Wasser. Dieser Ausflug lohnte sich sehr.

Denguemücken
Die letzten 2 Tagen in Mangatarem waren eigentlich total anders geplant, als sie herauskamen. Man muss halt sehr flexibel sein... Eigentlich wollten wir Kranke in den Barangays besuchen, aber es kam immer etwas dazwischen. Am Dienstag besuchten wir mit der Ärztin vom Health Center Mangatarem eine Schule. Sie klärte die Schülerinnen und Schüler über Dengue Mücken auf. Ein Denguemückenstich löst eine Grippe mit hohem Fieber bei Menschen aus, manchmal führt es auch zu innere Blutungen. Es gibt verschiedene Arten von Denguemücken. Wenn man von einer Art gestochen wird, sei man nachher gegen diese Denguemückenart immun, sticht jedoch eine andere Denguemückenart zum 2. Mal zu, kann dies tödlich enden. Die Denguemücken sind tagaktiv, fliegen in ihrem Leben nur 200 Meter weit und haben schwarz, weiss gestreifte Beine. Sie sind auch etwas grösser als die gewöhnlichen Mücken. (Wenn etwas nicht stimmt, lasse ich mich gerne belehren).

Aller Anfang ist schwer
Wie die Arbeit von Martin genau aussieht, kann man noch nicht sagen. Man muss halt zuerst das Land und die Menschen kennenlernen, Kontakte knüpfen, Gespräche führen und die Sprache Tagalog lernen. Viel Aufklärungsarbeit steht am Anfang eines Einsatzes an. Ich hoffe, dass sich bald ein konkretes Projekt für ihn verwirklicht.

Gestern reiste ich 11 Stunden von Mangatarem bis Bontoc, war ein bisschen mühsam in diesen kleinen Busse. Heute sah ich zum 1. Mal, wie sie einen Hund grillieren. Leider hatte ich meinen Fotoapparat nicht dabei...

Hoplaa, bis zum nächsten Mal

Mittwoch, 8. August 2007

Auf Entdeckungsreise

Nur noch wenige Wochen und ich kehre wieder zurueck. Im Moment versuche ich, so gut wie es geht, meine Zukunft zu planen. Es ist nicht so einfach, weil ich im Moment viel unterwegs bin.
2 Monate sind schon verflogen und ich erlebe jeden Tag etwas Spannendes. Der Alltag stellt sich hier gar nicht ein.

Schule
An zwei Vormittagen konnte ich jeweils Nadine und Lukas zur Schule begleiten. Der Morgen läuft wie folgt ab: Es läutet eine Glocke und dann stellen sich jeweils die Klassen in einer Kolonne auf. Die Grössten sind zuvorderst und die Kleinsten zuhinterst, wie das Antrittsverlesen (AV) im Militaer. Die philippinische Flagge wird gehisst und die Nationalhymne wird gesungen. Dann streckt man einen Arm in die Luft und man schwört vielleicht einen Eid. Manchmal hat der Schuldirektor noch eine Ansprache, ansonsten pilgert man still und leise mit verschränkten Armen in die Klassenzimmern. In den Klassenzimmern befinden sich jeweils 20-30 Kinder und so kann die Lehrerin ruhig ihren Unterricht beginnen. Übrigens die Schüler tragen hier eine Uniform, je nach Schule eine andere Farbe.
Am 1. Vormittag besuchte ich den Kindergarten mit Nadine. Die Kinder sitzen an sehr kleinen, gleich hohen Pulten und Stühlen. Vor dem Unterricht wird gebetet (katholische Schule), dann begrüsst man die Lehrerin und die Klassenkameraden. Mich begrüssten sie auch (Hallo visitor). Der Unterricht bestand aus singen, malen, Buchstaben kennenlernen (Aussprache) und einüben einer Präsentation. Mich erstaunte, dass sie schon im Kindergarten Buchstaben lernen, aber schon auf einen spielerische Art und Weise. Ein wichtiges Thema scheint zu sein, wie man die Tiere behandelt. Mit Bildern erklärt die Lehrerin, was gut und was schlecht ist. Es wird viel Schwarz - Weiss gemalt. Am Schluss der Schule wird wieder gebetet.
Am 2. Vormittag wohnte ich der Klasse von Lukas bei (1. Primarklasse). Ich verwunderte mich, dass sie schon zwischen Konsonnanten und Vokale unterscheiden koennen (Nach 2 Monaten, aber sie lernen schon im Kindergarten die Buchstaben kennen). Im Unterricht wird sehr viel gedrillt, bis es die meisten Schueler auswendig koennen. Im Unterricht zaehlt mehr die Gemeinschaft als das Individuum. Alles wird gemeinsam erledigt.
Hier findet man noch die "gute alte Schule" vor, wie es eine oder 2 Generationen vor mir erlebt haben. Die Lehrerin hat einen Stab aus Holz in der Hand. Wenn eine Schuelerin oder ein Schueler nicht ruhig ist, schlaegt sie manchmal auf die Haende. 30 Schuelerinnen und Schueler im Griff zu haben, ist sicher schwierig.
Der Unterricht war auch ein bisschen unruhig, sicher auch durch meine Praesenz. Manchmal liefen einige Kinder zu mir und sie beklatschten meine Haenden. Manchmal umrundeten mich bis zu 8 Schueler. Fuer die Filipinos bin ich natuerlich ein ganz grosser Mann, besonders bei Gruppenfotos faellt es mir auf. Am Ende des Vormittags versuchte ich noch ein Klassenfoto zu machen.

Totenwache
Auntie Grace und Uncle Carlito luden mich zu einer Totenwache in Tokogan (oder Tukogan) ein. Ich hoerte schon viel ueber die Totenwache und war gespannt, was auf mich zu kommen wird.
Als Erstes betrat ich mit Auntie Grace das Haus. Der Leichnam lag in einem Sarg (manchmal bindet man ihn auch an einen Stuhl fest). Rund um den Sarg sassen Frauen und sangen Lieder. Nach einer Weile erhielt ich auch ein Singbuch und ich beteiligte mich am Gesang. Als niemand mehr sang, verliess ich das Haus und konnte miterleben, wie sie wieder einmal ein Schwein schlachten. Jetzt ist alles auf einem Video verewigt. Ich sah diesmal auch zu, wie sie das Fleisch verarbeiten und zerstueckeln. Es wird sowieso alles vom Schwein gegessen, Fett und sogar die Ohren. Auf einmal riefen mir ein paar alte Maenner zu, ich solle zu ihnen kommen. Sie offerierten mir Zuckerrohrschnaps, Brandy und Gin. Sie hatten grosse Freude, dass ich von allem probierte, ist fuer sie vielleicht auch eine Ehre.
Die Totenwache ist nicht so still wie bei uns. Die Frauen singen im Haus, die Maenner trinken oder spielen ein Kartenspiel mit Geld. Einen Teil des Gewinnes wird den Angehoerigen des Verstorbenen gespendet. Es wird auch gemeinsam gegessen. Manchmal schauen die old folks auch die Leber des Schweines an und entscheiden, ob man nochmals ein Schwein schlachten muss.

1. August
Auch hier auf den Philippinen haben wir mit Cervelats und Bratwuerste unseren Nationalfeiertag gefeiert. Fast alle BMI-Fachpersonen genossen einen gemuetlichen Abend im Chocolate House (Haus Familie Huebscher). Dabei habe ich gemerkt, dass ich mich am 1. August viel im Ausland befinde.

Seminar in Banaue
Am letzten Wochenende konnte ich an einem Seminar fuer Kathecheten teilnehmen. Die Reisfelder von Banaue gelten als das 8. Weltwunder. Die Reisfelder sind ungefaehr 2000 Jahre alt, aber Banaue selber ist nicht so schoen. Es gaebe dort noch einen sehr schoenen Aussichtspunkt, aber ich besuchte ihn nicht. Dafuer erlebte ich sonst etwas.
Als wir am Freitagabend in Banaue ankamen, hiess es, die Priestern und ich werden in einem Hotel essen. Ich sagte, wegen mir muessen wir sicher nicht in einem Hotel essen, ich koennte auch im Pfarrhaus das Abendessen einnehmen. Sie erklaerten mir, dass nur Frauen im Pfarrhaus essen und die Maenner heute auswaerts essen werden. Also ging ich mit den Priestern ins Banaue Hotel. Poah, was fuer ein nobles Hotel, ich staunte. Der Speisesaal war etwa gleich gross wie der Gemeindesaal ohne Buehne von Reckingen. Bald einmal merkte ich, dass es sich um eine Einladung zu einer Geburtstagsfeier handelt. Natuerlich bekamen die Priestern und ich die besten Plaetze neben dem Geburtagskind (Direktorin des Hotels). Verschiedene Personen traten auf und tragten etwas vor. Sogar der traditionelle Tanz der Region mit Gongs wurde vorgefuehrt. Nach den Auftritten wurde das Nachtessen serviert, das Fleisch war wunderbar zart. Nach dem Essen war das Fest schon vorbei, ist irgendwie typisch fuer Philippinen. Die Direktorin war ueber meine Anwesenheit erfreut und probierte mit mir ein bisschen Deutsch zu sprechen. Hier erfuhr ich wieder einmal die herzliche Gastfreundschaft der Filipinos. Hier kann man sich nur wohl und auch ein bisschen geborgen fuehlen.
Am Samstag fuehrten wir das Seminar durch. Ich durfte 3 Animationslieder mit den Teilnehmern einueben, machte ziemlich Spass.

Empfang von Pfarrer Pedro in Hapao
Der Vorgesetzte des Kathechetenbueros ist Pfarrer Pedro und darum wurden wir zu seinem Empfangsgottesdienst in Hapao eingeladen, ungefaehr 1,5 Stunden von Banaue entfernt. Nach der Messe assen alle Gottesdienstteilnehmer gemeinsam das Mittagessen.
Am Nachmittag weihte Pfarrer Pedro ein Haus ein und ich wurde von den old folks zu einem Brandy eingeladen...

Die Busse fahren meistens nur morgens in den kleinen Doerfern (zum Vergleich mit den Gommer Doerfern sind sie sehr gross). Darum mussten wir nochmals eine Nacht in Hapao verbringen.

Baguio
Baguio nennt sich die "Sommerhauptstadt". Im Sommer verbringen die Einwohner von Manila ihre Ferien in Baguio (1500 m.u.M.), weil es kuehler ist. Auntie Grace und Uncle Carlito behandeln mich hier schon fast wie ein Sohn. Sie sorgten dafuer, dass ich bei ihrem Sohn (Alfonsmith, kurz AS) in Baguio uebernachten konnte. Er holte mich bei der Busstation ab und begleitete geduldig Bruno und mich ins Immigrationsbuero. Ich musste mein Visum verlaengern, klappte ohne Problem, kostete auch ueber 100 Franken. In der Schweiz zahlte ich nur 51 Fr., aber jede Visumsverlaengerung sei teurer.
AS wohnt bei seiner Tante, die seinen juengeren Bruder adoptiert hat und studiert Architektur. Am naechsten Tag brachte er mich zur Busstation Richtung Mangatarem.

Mangatarem
Im Moment befinde ich mich in Mangatarem (70000 Einwohner, ziemlich verstreut). Ich wohne fuer eine Woche bei Martin Hungerbuehler. Sein Lebensverlauf ist noch spannend, er absolvierte 3 Ausbildungen: Forstwart, Theologe und Krankenpfleger. Sowie er mir erklaerte, kann er hier alle 3 Berufe ausleben.
Zurzeit zieht ein Taifun noerdlich von Philippinen durch, es regnetet bei uns fast den ganzen Tag und ziemlich stark. In den Bergen entdeckt man Erdrutsche und hier in der Lowlands werden die Haeuser, die zuwenig hoch gebaut sind, ueberschwemmt. Wie ich gelesen habe, sind in der Schweiz auch gerade Ueberschwemmungen, also stehen wir vor aehnlichen Problemen.

Heute morgen besuchten wir ein 11-monatig altes Baby, es ist ziemlich stark unterernaehrt und atmet sehr schwer. Vielleicht kann man mit einer Operation dem Kind helfen, aber Operationen koennen sich die wenigsten Familien leisten. Martin und eine Nonne erklaerten der Mutter, was fuer Moeglichkeiten sie haette. So duenne Arme und Beine sah ich bis jetzt nur im Fernseh, in Wirklichkeit erschuetterte es mich noch mehr.

Hoplaa, bis zum naechsten Mal.

Montag, 30. Juli 2007

Gasthaus Teng ab

Zuerst möchte ich mich bedanken für die Gästebucheinträge und für die E-Mails, die ich erhalten habe. Tiptopi Sach das da das da.

Ich arbeite (besser ich helfe) im Teng ab. Teng ab ist ein Komplex mit 4 verschiedenen Häuser (Bürohaus, Werkstatt, Gäste- & Bildungshaus (mit Räume für Seminars) und Bischofshaus). Jetzt hat der Chef (Balthasar) des Gästehauses erfahren, dass ich ein Hoteliersohn bin. Letzte Woche kam er auf mich zu und erklärte, dass er Touristen ins Teng ab locken will, ob ich ihm dabei helfen kann. Natürlich sagte ich ihm zu und studierte den Prospekt. Ich erklärte ihm, wir müssten einen Prospekt nur für Touristen machen, so kämen keine Touristen nach Teng-ab. Der Prospekt wirbt vor allem für Seminare und Gruppen. Zurzeit entwerfe ich einen neuen Prospekt. Wenn ich fertig bin, werde ich mit einem Priester eine Sitzung halten und über Internetseite (Blogseite, sonst bin ich überfordert), Eintrag in Reiseführern und Verteilung des Prospektes diskutieren. Mal schauen, was rauskommt.

Um mir ein Bild über das Gasthaus zu machen, lud mich Balthasar für einen Tag und für eine Nacht ein. Sie gaben sich enorm Mühe, sie bereiteten verschiedene, köstliche Mahlzeiten zu. Die Teller wurden sehr schön angerichtet (siehe meine Bilder). Ich konnte auch in einem schönen Zimmer übernachten, es war wirklich sehr sauber und sehr ruhig. Ich konnte sehr gut schlafen und kein Hahn weckte mich am Morgen. Mir war es manchmal ein bisschen peinlich, weil sie behandelten mich wie ein König. Dabei habe ich gar nicht so grosse Ahnung und bin auch nicht mehr so lange hier.

Schwein schlachten
Vorwarnung: Dieser Abschnitt ist nichts für schwache Nerven.
Endlich konnte ich einmal zu sehen, wie sie ein Schwein schlachten. 3-Mkräftige Männer halten das Schwein an den Beinen, am Bauch und am Kopf. Ein Mann schneidet in die Kehle bis der Kopf ab ist. Das Schwein quietscht, grunzt, leidet und bewegt sich ganz stark und die Männer haben Mühe ihn festzuhalten. Nach einer Weile verliert es das Bewusstsein und man hört nur noch wie die Lunge nach Luft verlangt. Man lässt es ausbluten und sammelt das Blut in einem Topf. Später wälzt man es im Feuer und die Borsten werden mit einer Schaufel abgeschabt und dann wird das Fleisch verarbeitet. In einem Video habe ich gesehen, dass das Schwein 4 Minuten leiden musste, das Messer war zu wenig scharf und man wechselte es aus.
In einer anderen Region sticht man mit einem Sperr direkt ins Herz. Mich nimmt es jetzt Wunder, wie man bei uns ein Schwein schlachtet.
So genug ich werde bald das Mittag einnehmen.

Anstandsregeln
Hier in Bontoc begrüsst man einander nur sehr selten, man nickt eher und man fragt auch nicht nach, wie es einem geht. In der Schweiz fragt man dies viel, manchmal interessiert es einen auch gar nicht oder man will nicht sagen, dass es einem schlecht geht.
Man fragt hier: Where are you going? Es ist eine sehr praktische Frage. Wenn jemand in den Wald geht, um Holz zu holen, wissen die Leute, wo er steckt. Wenn er nicht mehr zurückkehrt, wissen sie, wo man ihn suchen kann.

Gegessen wird hier viel von Hand, ich muss aufpassen, dass es nicht zur Gewohnheit wird. Rülpsen und spucken ist hier anständig, innere Hygiene. Finde ich auch menschlich.

Danke sagen gehört sicher nicht zu den Stärken der Filipinos, in den Geschäften bedankt man sich selten bis nie. Vielleicht bedanken sie sich mit einer versteckten Mimik oder Gestik.

Ich habe gelesen, dass die Filipinos nicht "nein" sagen können. Ich erfahre jeden Tag das Gegenteil. Ich möchte schon lange eine alte Frau mit Tätowierungen und mit Kopfschmuck fotografieren, aber sie sagen mir immer nein. :-( Aber ich gebe nicht auf.

Tinoc
Leider erhielt ich keinen Gin Tonic (gehört zwar nicht zu meinen Lieblingsgetränken) in Tinoc. Dafür schenkten die Einheimischen mir einen pasiking (Rucksack, gemacht aus der Schlingelpflanze Ratan, ähnlich wie eine Tschiffra). Leider nahm ich das Geschenk nicht persönlich entgegen, weil Jean-Robert nur eine Kopie vorbeibrachte. Ich freute mich sehr über den Rucksack, sicher ein sehr wertvolles Geschenk und besser als Gin Tonic. :-)

In Tinoc probierte ich mit einer grossen Schere den Rasen zu schneiden. Gar nicht so einfach, wie es aussieht (siehe meine Bilder).


Wanderung: Maligcong - Guina-ang - Mainit

Am Wochenende wanderten die Familie Hübscher, zwei Filipinas und ich von Maligcong nach Mainit. In Maligcong hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Reisterassen. Ich fühlte mich wie in Australien als ich den Whitehaven Beach sah, wunderschön. In Guina-ang ernteten die Filipinas den gepflanzten Reis. Es war interessant zuzuschauen, wie sie den Reis, mit einem Stock und an den Enden zwei Tragkörben aus Ratan befestigt, transportieren. Beim Wort Reis frohlockt jetzt mein Gaumen, ich habe mich daran sehr gut gewöhnt.
Nach mehrstündigen Wanderung erreichten wir Mainit und genossen das warme Wasser im Pool. Ich besuchte die Quelle, wo das Wasser herausspringt. Das Wasser ist so heiss, dass man Eier kochen und Kartoffeln sieden kann, ersetzt praktisch die Küche.

Jetzt bin ich noch eine Woche in Bontoc, entwerfe einen Prospekt und helfe den anderen Büros ein bisschen. Am Wochenende werde ich an einem Seminar in Banaue teilnehmen, dafür muss ich 3 Animationslieder vorbereiten. Nachher reise ich für 2 Tage nach Baguio (eine grössere Stadt) und werde eine Woche bei Martin Hungerbühler in Mangatarem weilen. Er ist auch eine BMI-Fachperson (Krankenpfleger). Ich werde sicher wieder viel erleben. Die Themen Schule und Rituale werde ich auch noch unter die Lupe nehmen. Ich habe also in den letzten paar Wochen noch viel vor.

Ich wünsche euch eine erfreute Zeit, bis zum nächsten Mal. Chapeau.


Dienstag, 24. Juli 2007

Tropischer Nebelwald

Die Haelfte meines Praktikums ist bald vorbei. Bis jetzt konnte ich sehr viele Eindruecke sammeln und ich fuehle mich sehr wohl in Bontoc. Die Filipinas wachsen mir immer mehr ans Herz. Ueberall, wo man hingeht, ist man sehr willkommen und man serviert immer einen Kaffee und etwas zum Essen. Die Filipinas sind in meinen Augen sehr gastfreundlich und friedlich. Manchmal erhaelt man auch Einblicke hinter den Kulissen und man merkt, dass nicht alles so friedlich, wie auf der Theaterbuehne, verlaeuft. Man hoert manchmal erschreckende Geschichten...

Kochen
In der letzten Woche habe ich ES geschafft, dass meine philippinische Gastfamilie keinen Reis ass. Ich bereitete einen Hoernlisalat mit Gurken, Tomaten, Karotten, Kaese, Apfel und Bananen zu. Dazu machte ich noch eine italienische Sauce mit verschiedenen Kraeutern. Es schien ihnen zu schmecken, weil sie assen ziemlich viel. Sie bedankten sich bei mir fuer den neuen Geschmack, denn sie probieren konnten. Es blieb etwas Salat uebrig und Auntie Grace brachte ihrer Mutter noch etwas zum Probieren. Wie mir Auntie Grace mitteilte, war sie auch begeistert. Der Salat ist hier suess, sie mischen ueberall ein bisschen Zucker bei. Die Filipinas lieben Suessigkeiten, dies zeigt sich vor allem mit den vielen Zahnluecken. Sie haben zu wenig Geld, um die Zahnloechern fuellen zu lassen.



Tinoc

Vom 19.-23. Juli begleitete ich Jean-Robert Escher nach Tinoc. Tinoc ist ungefaehr 7,5 Stunden Busfahrt von Bontoc entfernt. In Tinoc gibt es keinen Strom und keinen Natelempfang, ich freute mich, wieder einmal nicht erreichbar zu sein. Die Fahrt nach Tinoc war ziemlich holprig, die Strassen sind noch schlechter als unsere Mountainbikewege. Ueber schlechte Strassen werde ich in Zukunft nicht mehr reklamieren. Anstatt Reisfelder regiert hier der Gemueseanbau (Karotten, Camote (suesse Kartoffeln), Kabis, Bohnen, Broccoli, Pfeffer usw.). Gemueseplantagen so weit das Auge reicht, der Nebelwald musste dafuer weichen.
Am Donnerstag trafen wir die Teilnehmer, um die 3 Tagen mit Pastor Rice und uns zu planen.
In Tinoc ist der Nebelwald stark unter Druck, die Einheimischen wissen nicht genau, wie wichtig der Wald fuer ihr und unser (Norden) Leben ist. Sie fackeln lieber den Wald ab und pflanzen Gemuese an, denn mit Gemuese verdient man Geld. Aus diesem Grunde probiert man den Einheimischen zu erklaeren, wie man den Nebelwald nutzen kann und daraus auch Profit schlagen kann.


Warum ist der Nebelwald so wichtig?

Zuerst moechte ich euch noch erklaeren, was der Unterschied zwischen Regen- und Nebelwald. Beide Waelder sind tropisch und das heisst, dass im ganzen Jahr ungefaehr die gleichen Temperaturen herrschen. In den Regenwaelder ist es ein bisschen waermer und selbstverstaendlich regnet es auch mehr und in den Nebelwaelder ist es etwas kuehler und es entsteht viel Nebel.

1. Wasserspeicherung: Der Nebelwald speichert waehrend der Regenzeit Wasser und sorgt dadurch, dass auch in der Trockenzeit Wasser durch die Bachbecken fliesst. Wuerde der Nebelwald nicht mehr existieren, haetten die Natur und die Menschen nur noch waehrend der Regenzeit Wasser. (Wasserkreislauf)

2. Biodiversitaet: heisst man zaehlt auf wie viele Pflanzen-, Baum- und Tierarten es im Wald hat. Diese Arten wuerde man dabei verlieren. Philippinen gehoert zu den 17 Toplaendern, die endemische Pflanzen- und Baumarten beheimaten. Endemisch bedeutet, diese Pflanzen existieren nur in diesem Land. Man zaehlt auf den Philippinen ungefaehr 500 endemische Arten. Pessimistische Experten prognostizieren, dass die Philippinen das 1. Land sein werde, die ihre endemische Pflanzenvielfalt verliere.

3. Medizinalpflanzen: Die Nebelwaeldern beherbergen sehr viele Arten von Medizinalpflanzen. Ihre Wirkungen sind noch nicht bekannt

4. Sauerstoff und CO2 Kreislauf: Der Nebel- und Regenwald ist natuerlich sehr wichtig fuer die Umwandlung von CO2 zu Sauerstoff. Wenn die tropischen Waelder einmal nicht mehr existieren, werden wir wahrscheinlich vor unloesbaren Problemen stehen. Dadurch ist es sehr wichtig, dass man die tropischen Waeldern versucht zu schuetzen. Natuerlich muessen wir im Norden auch schauen, dass wir weniger CO2 ausstossen. Ich hoffe, dass in Zukunft die Politik und die Wirtschaft die Natur noch staerker beruecksichtigen werden. Auf dieser Welt gibt es nur ein Klima und diesem Klima muessen wir Sorge halten, um den nachfolgenden Generationen auch ein schoenes Leben zu gewaehren.

Ich vergleiche den Nebelwald ein bisschen mit den Gletschern. Beide Naturphaenomene sind Indikatoren fuer den Klimawandel. In den letzten 100 Jahren sind die Gletschern und die tropischen Regenwaelder stark geschrumpft, wie Bilder und Statistiken beweisen. Die Gletschern sind wie die Waeldern auch fuer die Wasserspeicherung zustaendig und bei uns sind sie auch Magnete fuer Touristen. Man kann darauf Ski fahren und wandern. Die Gletschern verschoenern auch vielfach die Natur.

Um den Wald in Tinoc zu schuetzen, gleiste Jean-Robert mit Hilfe von Pastor Rice folgende Projekte auf:

1. Fruechteproduktion: Aus den Nebelwaldfruechten (Masaflora und Dulce) kann man Juice, Pudding und Konfituere gewinnen. Fuer dieses Projekt musste man einige Investionen taetigen, die fuer ihre Verhaeltnisse teuer sind. Man kaufte grosse rostfreie Toepfe, eigentlich waeren Aluminiumtoepfen besser, weil Aluminium die Hitze besser leitet bzw. verbreitet. Das Problem ist, die Aluminiumtoepfe geben Aluminium ab und dies ist nicht gesund. Die Idee ist jetzt einen Aluminiumring um den Topf zu basteln. Um dies abzuklaeren und zu realisieren, trifft man wieder einmal auf ein logistisches Problem zu. Fuer diese 2 stuendige Abklaerung benoetigen sie 3 Tage. Eigentlich reisen sie nur 10 Stunden, aber die Verbindungen sind dermassen schlecht.

2. Shitaki: Shitaki sind japanische Gourmetpilze. Die Produktion ist sehr einfach und guenstig und man kann Gewinne erzeugen. Dazu braucht man Erlen- oder Eichenholz. Man macht Loecher hinein, legt die Pilzsamen hinein und ueberdeckt es mit Wachs. Nach 4 Monaten schluepfen die Shitakis aus den Loechern hinaus und dann muss man noch 5 Monate warten, bis man sie genuesslich verspeisen kann. Natuerlich muss man bei der Produktion noch auf einige Finessen achten. Nach den ersten neun Monaten, kann man dann alle 3 Monate die Pilzen ernten. Bei Erlenholz dauert dies 3 Jahre und bei Eichenholz 5 Jahre, bis die Pilze nicht mehr wachsen. Das groesste Problem in Tinoc ist die Logistik. Die Shitakis muessen nach 4 Tagen auf dem Teller landen, sonst sind sie nicht mehr geniessbar. Wie ich oben schon erwaehnt habe, sind die Strassen wirklich sehr schlecht. Frueher war Tinoc nur zu Fuss oder mit einem kleinen Flugzeug erreichbar.

3. Bioanbau: Biogemuese kann man hier billiger als bei uns produzieren. Die chemischen Mitteln zum Spritzen sind hier sehr teuer und die Arbeit billig. Bei uns trifft das Gegenteil ein. Ein aelteres Paar produziert biologischen Pfeffer und biologische Bohnen, hoffen wir auf einen grossen Erfolg und dass sich Nachahmer anschliessen. Man bespritzt das Gemuese viel mit chemischen Mitteln und man weiss leider nicht, wie ungesund es ist.
Man versucht den Einheimischen beizubringen, die Schweine biologisch zu fuettern. Das konventionelle Futter besteht aus Hormonen (Oestrogen), Antibiotika , Steroiden usw. Dieses Fleisch essen dann die Menschen. Man munkelt, dass es durch di Hormone so viele maennliche "Tussis" gibt.
Der Bioanbau funktioniert natuerlich nur, wenn der Garten mit der Natur verbunden ist. Die Voegeln koennen die Raupen fressen, der Kompost ersetzt den teuren Huehnermist und die Blume Marigold haelt die Insekten fern.

4. Medizinalpflanzen: Man sammelt zurzeit die Medizinalpflanzen im Nebelwald ein. Sie werden dann in einem College untersucht und erhalten einen botanischen Namen. Je nach Geld wird mehr darueber geforscht, ob man sie als Nahrungszusatz oder sogar als Medizin gebrauchen kann. Leider kostet alles sehr viel Geld.

Es laeufen noch andere Projekte: man untersucht das Wasser, ob man es als Mineralwasser verkaufen kann. Gedanken fuer ein Mikrowasserkraftwerk geistern auch umher.
Ideen haette man, aber die Wissenschaft und das liebe Geld fehlen meistens.

Man probiert jetzt eine Unternehmung aufzubauen, die sie selber leiten koennen. Sie nennen sich TOP (Tonic Organic Producer). Jean-Robert erklaerte ihnen, wie die einfache Buchhaltung funktioniert und wie man die Produktionskosten berechnet. Natuerlich ist man auf der Suche nach einer Person, die weiss wie man ein Geschaeft fuehrt und wie die doppelte Buchhaltung funktioniert.

Um diese Projekte zu starten, konnte man Pastor Rice gewinnen. Eine sehr interessante Person. Er ist 80 Jahre alt, Amerikaner und lebt seit 50 Jahren auf den Philippinen. Er studierte Biologie, ist Pastor und Ingenieur, spricht fliessend Ilocano, Tagalog und Kankanay. Er hat 5 eigene Kinder und wenn ich richtig verstanden habe, 15 Kinder adoptiert. Pastor Rice hat es geschafft, mit den oben aufgefuehrten und anderen Projekten in einer anderen Region einen tropischen Wald zu schuetzen und zu nutzen. Er besuchte Tinoc um von seinen Erfahrungen zu erzaehlen Mut zu geben und den Einheimischen Tipps zu geben. Mit 80 Jahren ist er immer noch ein "ruestiger" Mann. Es gaebe sicher noch 100 mehrere Sachen ueber ihn zu berichten. Vor solchen Personen habe ich grossen Respekt, die haben in ihrem Leben mit erschwerten Bedingungen etwas erreicht. Bewundernswert.
Der Besuch in Tinoc war fuer mich sehr lehrreich und spannend. Es zeigte mir auch, wie wichtig die Natur fuer das Leben ist und das man sich mehr drum kuemmern soll.
Uebrigens in Tinoc sieht man den 2. hoechsten Berg der Philippinen, Mt. Pulag 2930 muM.

Anleitung Busfahren
Wenn man einen Bus sieht, haelt man einfach den Arm hinaus. Der Bus stoppt, das Gepaeck kann man auf das Dach laden. Entweder man steigt in den Bus ein und sucht sich einen Platz oder man steigt auf das Dach hinauf. Bei Jeepneys bevorzuge ich den Platz auf dem Dach, beim Bus habe ich es noch nicht ausprobiert. Auf den Daechern kann man so richtig die Fahrt und die Landschaft geniessen. Sobald der Bus das Dorf nach vielen Stops verlaesst, kommt der Kondukteur vorbei und verteilt die Fahrtickets. Nachher wird das Geld eingesammelt. Ich bin mir nicht sicher, ob sie jedes Mal die Uebersicht behalten, weil die Busse sind manchmal bis zum letzten Zentimeter voll. Man ist so richtig eingequetscht und ich wuensche mir jedes Mal, etwas kleiner zu sein, um mehr Beinfreiheit zu haben. Waehrend der Fahrt ist die Tuere meistens offen, viele stehen auch dort. Wenn man aussteigen will, klopft man an die Decke, der Bus haelt an und die Filipinas reichen dir das Gepaeck zurueck. Man kann bis zur Haustuere fahren. Manchmal haelt der Bus alle 5 Metern an, ja keinen Schritt zu viel laufen. Es gibt zwei Arten von Filipinas: 1. sie laufen sehr viel, besonders der Arbeitsweg ist lang und 2. solche die keinen Meter laufen und immer das Trycicle nehmen.

Schweizer Armee Muetze
Die BMI sorgt schon dafuer, dass es mir in der Ferne gut geht. Auf der Reise nach Tinoc hatte ich einen AdA (Angehoeriger der Armee) als Begleitperson mit einer Schweizer Armee Muetze, ich fuehlte mich sofort sehr sicher. Gar nicht gewusst, dass die Schweizer Armee Entwicklungshilfe auf den Philippinen taetigen. Die SVP wird es freuen...
Nein Spass beiseite. Dieser Mann ist ein Bauarbeiter und er weiss wahrscheinlich nicht einmal, wo die Schweiz auf der Weltkarte zu finden ist und was Swiss Army ueberhaupt ist. Als ich ihn fragte, ob ich ein Foto machen koennte, erklaerte ich ihm, dass ich aus der Schweiz bin und er machte nur grosse Augen. (siehe Bildergalerie)

So jetzt habe ich genug geschrieben. Ich hoffe, es ist interessant und laesst sich leicht lesen. Das richtige Gaestebuch funktioniert immer noch nicht, aber ihr koennt euch im temporaeren Gaestebuch verewigen. Es ist immer interessant zu sehen, wer meinen Blog besucht und in der Ferne erhaelt man gerne E-Mails oder man erfreut sich an Gaestebucheintraege.
Maechets guet, gniesset der Summer, bi mier is emel gnueg warm...

Sonntag, 15. Juli 2007

Club der Gemuetlichen

Markt
Sonntags ist immer grosser Markt in Bontoc. Die Menschen aus den umliegenden Doerfer pilgern in die Hauptstadt des Bezirkes Mountain Province und verkaufen ihre Produkte, etwas billiger als die anderen Tagen. Es wird gemaertet, Huehner geschlachtet und ueber Gott und die Welt diskutiert.
Das die Filipinas am Sonntag arbeiten, ist schon erstaunlich, besonders weil es ein katholisches Land ist. Sogar die Strassenarbeiter stehen frueh morgens auf und errichten neue Strassen. Vielleicht muessen sie jeden Tag zur Arbeit gehen, um ihr taegliches Brot (besser Reis) zu verdienen. Ich glaube schon, dass sich diese Region weiterentwickelt, aber dafuer muss die Korruption abnehmen. Die Gelder fuer neue Projekte werden oft abgezweigt. Die Politiker werden immer reicher und das Volk immer aermer.

Betwagan
Am letzten Mittwoch konnte ich Magda (Staff, Family and Life Office) nach Betwagan begleiten. Zuerst fuhren wir 45 Minuten Bus und dann liefen wir noch 45 Minuten (oder laenger, die Zeit spielt mir hier nicht so eine Rolle) bis zum Dorf. Betwagan ist noch nicht an einer Strasse angeschlossen, aber so wie ich sah, macht man zurzeit eine Strasse. Als wir in Betwagan ankamen, schauten mich die Kinder mit grossen Augen an. Sie sind sich nicht gewohnt, dass ein Bleichgesicht ihr Dorf besucht. Als Tourist findet man das Dorf, glaube ich, nicht. Eigentlich waere ein Seminar ueber Natural Family Planning geplant gewesen, aber die Einwohner von Betwagan haben den Termin um zwei Tagen verschoben. Wir blieben noch etwas in Betwagan und ich konnte ein paar Fotos schiessen. Wir assen noch etwas (Avocados, Reis und Eieromeletten) und um 13:00 Uhr spazierten wir wieder zur Strasse (besser holprige Bergstrasse) und warteten auf einen Bus, der nie kam. Ich finde, die Filipinas sind sehr gemuetliche Leute und wuerden gut im Club der Gemuetlichen passen. Waehrend dem Warten auf eine Fahrgelegenheit redeten die Filipinas gemuetlich in ihrem Dialekt. Eine aeltere Frau wusste anscheinend spannende Geschichten zu erzaehlen, weil die anderen Filipinas aufmerksam zuhoerten. Ich verstand leider nichts und schrieb irgendetwas in mein Heft hinein und spielte mit einem runden Stein. Es kamen immer mehr Filipinas hinzu, besonders viele Maenner kehrten aus den Reisfeldern zurueck. Sie trugen meistens ein Schwert oder eine "Mansette" bei sich, um sich gegebennfalls zu verteidigen, aber ich glaube, dass ist hier nicht so noetig. Man teilte auch Fruechte miteinander. So nach 2 Stunden kam endlich ein Jeepney. Ich dachte schon, wir koennten jetzt endlich nach Bontoc fahren, aber oho, der Chauffeur stieg aus und zuendete sich eine Zigarette an und machte nicht den Anschein weiterzufahren. Die Mitfahrer stiegen auch aus und nahmen ihr Gepaeck heraus. Sie blieben noch alle gemuetlich bei der Haltestelle und erzaehlten einander den neusten Klatsch und Tratsch. Ungefaehr nach einer halben Stunde hielt ein 2. Jeepney bei uns an. Auch hier stiegen alle direkt aus. Man begruesste sich einander und so nach 20 Minuten begab man sich langsam Richtung Betwagan. Man half einander das Gepaeck zu tragen. Die Frauen tragen ihre Koerbe oft auf dem Kopf. Der 2. Jeepney fuhr leider in die andere Richtung. Der Chauffeur des 1. Jeepney witzelte umher und zog immer noch gemuetlichin in einer Ecke an einer Zigarette. Nach 3 Stunden Warten begannen die uebriggebliebenen Filipinas (zu meinem Erstaunen waren wir nur noch zu fuenft, die meisten Maenner warteten anscheinend gar nicht auf einen Bus und gingen nach Hause) den Chauffeur zu fragen, ob er uns nach Bontoc fahren koennte. Schnell stiegen wir alle in den Jeepney ein und verhandelten zuerst ueber den Preis. 750 Pesos verlangte er zuerst, aber wir konnten ihn noch bis 650 ( Fr. 17,80) Pesos druecken. Fuer uns ist dies sehr billig, aber fuer die Filipinas eine Menge Stange Geld, weil sie taeglich Maximum 150 Pesos (meistens weniger) verdienen. Waehrend der Fahrt hielt der Chauffeur mehrmals an und wollte mehr verlangen. Beim letzten Stopp wollte er das Geld sehen, sonst waere er nicht mehr weitergefahren. Schliesslich kamen wir um 18:00 in Bontoc an. Der Ausflug nach Betwagan war fuer mich sehr eindruecklich und spannend. Ich fuehlte mich da wie im Lied "I am an Alien in New York", den Name des Kuenstlers weiss ich leider nicht mehr.

Magda musste am Freitag nochmals nach Betwagan gehen, um ihren Vortrag zu halten. In diesem Vortrag erklaert sie den Filipinas, wann die Frauen fruchtbar sind und welche Methoden existieren. Von Verhuetungsmitteln haltet man hier nicht viel und ist verpoent, weil es die Kirche verbietet.

Traditionen
Eines Abends kam Auntie Grace zu mir und schlug mir vor um 6:00 Uhr zur Messe zu gehen und dann ein Kaffee in Bontoilic (Ursprung von Bontoc). Ich haette mir nie vorgestellt, dass ich einmal um 6:00 Uhr aufstehe und zu einer Messe gehe, die in Ilocano (philippinische Sprache) gehalten wird, aber es schien etwas Besonderes zu sein. Ich erwache sowieso immer um 4:00 Uhr, weil dann die Haehnen kreischen (Kikeriki) und dose dann noch etwas. Ich schlafe auch nicht so sonderlich gut, waehrend der Nacht hoert man Schweine grunzen, Kaefer machen sirenenaehnliche Geraeusche und Hunde bellen, wie auf einem Bauernhof.
Also ging ich um 6:00 Uhr zur Messe, fuer diese Zeit erschienen schon sehr viele Menschen. Ein junger Pfarrer hielt die Messe. Nach der Messe spazierten mehr als die Haelfte Richtung Bontocili, frueher lebten dort die Reichen, aber jetzt sind sie nur noch reich an Blut. An einem ,mit Blachen ueberdachten, Platz wurde das Fruehstueck und der Kaffee seviert. Das Essen (Nudeln , suesses Brot und ein Reisgericht namens Batubat) wurde in einem Plastiksack ueberreicht. Ich, als Weisser, erhielt natuerlich wieder einen Ehrenplatz, wovon Auntie Grace und ihre Kolleginen profitieren konnte. Jedes Mal, wenn ich einem Anlass beiwohnen (Hochzeit, Priesterempfang usw.) sitze ich an einem Ehrenplatz, man kommt sich schon ein bisschen komisch vor. Die Filipinas sind aber stolz, wenn Americanos (so nennt man uns hier) ihre Anlaesse besucht.
Auntie Grace erklaerte mir, dass vor 9 Tagen der Vater dieser Familie gestorben sei und es Tradition ist, nach 9 Tagen Kaffee zu spendieren. Diesen Anlass nennt man Novena. Ich werde sicher noch mehr Rituale und Traditionen miterleben koennen, weil Auntie Grace mir das Leben hier naeher bringen will. Ich bin gespannt.

Arbeit
Ich suche zurzeit immer noch Adressen fuer bestimmte Projekten heraus, aber bin bald fertig. In den naechsten Wochen werde ich viel unterwegs sein und ich hoffe, dass ich noch viel erleben darf.

Ich wuensche euch noch einen schoenen Sommer, so wie ich gehoert habe, zeigt sich die Sonne wieder und es ist warm.
Allen Teilnehmer vom Gruempelturnier in Reckingen wuensche ich viel Erfolg. Juve wird im naechsten Jahr das Turnier wieder bereichern.
En gmietlichi Zyt nu!

Montag, 9. Juli 2007

1. Monat

Jetzt bin ich schon einen Monat in Bontoc. Da merkt man erst, wie schnell die Zeit eigentlich vergeht, obwohl es mir manchmal lange vorkommt. 1 Drittel von meinem Praktikum ist vorbei und habe schon viel erlebt. Im Moment suche ich Adressen von Stiftungen heraus, die bestimmte Projekte finanzieren sollen. Es ist ziemlich eine Fleissarbeit und die Entscheidungen werde ich wahrscheinlich nicht mehr mitbekommen, weil ich dann schon wieder in der Schweiz weile.


Rote Fuesse

Bei einer Wanderung habe ich mich an den Fuessen verbrennt und sie waren etwas rot. Mein Gastvater erschrak ziemlich und fragte mich, welche Salbe oder welches Medizinmittel ich an meine Fuesse geschmiert haette. Schmunzelnd erklaerte ich ihm, dass sich sich die Haut an der Sonne verbrennt hat. Er musste dann auch lachen. Rote Haut sind sie sich nicht so gewoehnt.




Rosenkranz

Ich musste einmal eine kleine Arbeit beim Buero fuer Jugendliche erledigen. Dort arbeitet auch eine Schwester. Sie hatte gerade nicht viel zu tun und legte eine CD in den Radio. Ich dachte mir, yeah endlich einmal Musik. Zu meinem Erstaunen hoerten wir eine Stunde lang Gebete und den Rosenkranz an... War nichts mit guter Musik...





Geister

Jeden Montag esse ich bei der Familie Huebscher. Am letzten Montag war ein Filipino zu Besuch. Nach dem Essen tranken wir noch 1-2 Biers und der Filipino trank Brandy. In einem Bierdeckel schenkte er einen Schluck Brandy ein, dies sei fuer die Geister und sei sonst auch ein positiver Aspekt. Man glaubt, dass ueberall Geister "herumschwirren" und man solle irgendetwas ihnen opfern. Die Geister sind hier sehr wichtig. Es gibt sehr viele Geisterrituale. Vielleicht erhalte ich einmal eine Moeglichkeit, bei einem Ritual beizuwohnen. Ich kann dann euch mehr ueber dieses Thema berichten.


Mainit

Letzten Freitag fuhren wir mit einem Jeepney nach Mainit. Ich genoss die Fahrt auf dem Dach. Die Filipinos sitzen noch viel auf den Daecher, weil es sonst zu wenig Platz hat und so braucht man kein zweites Jeepney. Hier kann man auch nicht so schnell fahren, weil die Strassen nicht so gut sind und man begegnet vielen Erdrutschen.

In Mainit gibt es heisse Quellen und der ganze Staff vom Teng ab genoss das warme Wasser. Ich konnte auch zum ersten Mal seit meiner Ankunft warm duschen, herrlich.




Sabangan

Am letzten Wochenende besuchte ich die Familie Escher (BMI-Fachpersonen) aus Brig. Es war schoen wieder einmal so richtig Walliserdeutsch zu reden. Jean-Robert ist Forstingenieur und beraet die Filipinos in Pflanzen- und Baumanbau. Seine Arbeit ist sehr vielseitig und sehr interessant. Ich werde ihn vom 19. - 23. Juli begleiten und bin schon gespannt, was ich so erleben werde. Seine Frau Judith ist Krankenschwester und arbeitet im Teng ab. Zusammen haben sie einen 2-jaehrigen Sohn namens Ruben.
In Sabangan leben ungefaehr 1000 Filipinas und sonst gibt es nicht viel besonders zum Erzaehlen.





Balut


Vor einer Woche spazierte ich mit Uncle Carlito in Bontoc etwas umher. Er zeigte mir ein paar typische Sachen von Bontoc, dabei kaufte er auch noch Baluts (Eier). Bevor wir nach Hause zurueckkehrten, tranken wir in einem Restaurant noch 1 bis 2 Biers. Ich musste dann schweigen, dass wir Alkohol tranken... Zu Hause gab er mir 2 Baluts und sagte, ich solle sie essen. Sie enthalten viel Protein. Ich fasste die Eier an und spuerte, dass sie immer noch warm und schwer sind. Ich oeffnete die Eierschale und merkte, dass dort halbentwickelte Kuecken drin waren. Da ich gewohnt bin, alles zu essen, wuergte ich die 2 Baluts runter. Dabei war es mir nicht ganz wohl, aber sie schmeckten nicht einmal so schlecht. Uncle Carlito und Auntie Grace meinten dann, dass mein Magen jetzt an das philippinische Essen gewoehnt sei. In den Reisefuehrern ist meistens geschrieben, dass Baluts eine Mutprobe fuer die Touristen sei. Diese Huerde habe ich jetzt auch gemeistert.

Nerf therapy
Heute besuchte ich ein Training ueber Nerventherapie. Mit dieser Therapie kann man fast alle Krankheiten heilen, so steht es zumindest im Prospekt. Eine arrogante Lehrerin zeigte uns ganz schnell die verschiedenen Methoden. Ich war ziemlich froh als das Training vorbei war, denn die Lehrerin nervte mich total, aber ich werde sicher einmal diese Methode ausprobieren und schauen, ob es nuetzt.

Ich habe jetzt ein paar Fotos hochgeladen, es werden sicher noch mehr folgen. Ich hoffe, dass das Gaestebuch bald wieder funktioniert, denn ich habe immer wieder Freude, wenn sich jemand eintraegt. Ich moechte mich noch bei Matthias fuer seine Bemuehungen bedanken. Ein grosses Merci.
Bis zum naechsten Mal.

Montag, 2. Juli 2007

Mangos, Tengaws und Ifontok

Es ist sicher wieder einmal an der Zeit mich zu melden. Jetzt bin ich schon 3 Wochen vom geliebten Goms fort und der erste Monat neigt sich langsam dem Ende zu. Die Zeit vergeht wahnsinnig schnell.

Ich gehoere sicher langsam zum Liebhaber von tropischen Fruechten. Die Mangos, Ananas, Bananen usw. schmecken hier ausgezeichnet. Zu meinem Bedauern ist die Mangozeit langsam vorbei. Essen ist hier sicher sehr wichtig, um 10 Uhr und um 16 Uhr wird ein Merienda (Snack) eingenommen. Meistens gibt es etwas Suesses oder eine Frucht. Die Filippinos essen gerne Suessigkeiten, man sieht es auch an den Zaehnen, die fehlen. Sie haben meistens zu wenig Geld um die Loecher zu flicken und deshalb zieht man sie einfach raus. Die Zahnaerzte sind vielleicht auch nicht so gut ausgebildet.

Wie wird eigentlich gekocht? Mit Gas oder mit Holz (so eine Art Traecha, auf gut Walliserdeutsch). Gas koennen sich viele gar nicht leisten und deshalb holen sie Holz vom Wald. Man feuert den Ofen mit Holz ein, wartet bis die Platte heiss ist und stellt einen Topf drauf.
Aufwendig gekocht wird sicher nicht, das Essen ist immer schnell auf dem Tisch. Das Geschirr abzuwaschen finde ich daher schon etwas aufwendiger. Zuerst schmierrt man das Geschirr mit Seife ein und dann spuelt man es zwei Mal mit frischem Wasser ab. Das Geschirr laesst man dann trocknen.
Beim Kleider waschen gilt praktisch das gleiche Prinzip, zuerst tragt man Seife auf und dann wendet man es noch in Puderwasser, bevor man es ausspuelt. Waschen ist ziemlich eine aufwaendige Sache, ich benoetige jeweils mehr als eine Stunde.
Es haben nicht alle Filippinos genuegend Wasser, um die Kleider zu reinigen und um sich zu waschen. Was macht man? Man geht an einen Bach, waescht die Kleider und man nimmt dann ein Bad mit Seife und Shampoo. Besonders die Jugendlichen geniessen das Bad im Bach und picknicken oder spielen zusammen. So macht Kleiderwaschen auch viel mehr Spass.
Leider werden im Fluss auch die Busse gewaschen. Das Wasser ist dann ziemlich dreckig, aber zum Glueck hat es hier zwei Fluesse.

Ich habe hier auch schon stadelaehnliche Haeuser entdeckt Ich glaube, sie werden zum gleichen Zweck benuetzt wie dazumal bei uns. Ratten und Maeuse existieren hier auch.

Am letzten Wochenende wollten die Familie Huebscher und ich nach Mainit fahren. Da gibt es heisse Quellen, wie in Leukerbad. Bruno wollte in einem Hotel ein Zimmer reservieren. Da kam ein SMS zurueck, dass an diesen Tagen Tengaw ist. Ich fragte mich, was ist denn Tengaw schon wieder. Tengaw bedeutet, dass keine Person das Dorf verlassen oder betreten darf. An diesen Tagen darf auch niemand arbeiten. Wenn man gegen eine Regel verstoesst, muss man ein Schwein dem Dorf schenken. Solche Tengaw veranlassen die old folks. Die alten Menschen haben hier eine grosse Macht. Sie faellen viele Entscheidungen. Tengaws gibt es viel vor Reisernte oder vor Bepflanzung von Reis. Solche Situationen existieren bei uns nur, wenn die Strassen wegen Lawinengefahr gesperrt sind. Ich finde diese Regel noch lustig, foerdert sicher auch den Dorfgeist. Bei uns sicher unvollstellbar, wenn auf einmal Zermatt sagt, es duerfe fuer 3-5 Tagen kein Mensch mehr kommen.

Busfahren ist hier sicher nicht so ungefaehrlich, dies erfuhr eine BMI-Fachperson (Jean-Robert Escher aus Brig, Forstingenieur). Morgens um 4 Uhr bestieg er einen Bus. Der Chauffeur raste wie verrueckt, so schnell, dass der Bus neben der Strasse landete. Den Bus ueberschlug es 1,5 Mal, gluecklicherweise ueberlebten diesen Selbstunfall alle. Jean-Robert hatte zum Glueck nur ein Loch im Kopf und etwas Schmerzen. Wir waren alle sehr erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert ist.

Ueber das Thema Waldbrand werde ich spaeter noch einmal berichten. Ich werde in ungefaehr 3 Wochen Jean-Robert begleiten und dann werde ich mehr ueber den Wald erfahren. Der Wald gruent hier auch sehr schnell waehrend der Regenzeit.

Gerne moechte ich euch noch etwas Ifontok Dialekt beibringen:

Wie geht es dir? = Kamusta ka?
Mir geht es gut. = Khawis
Entschuldigung = Pasensya
Danke = Yaman
Bitte = Panga-asim
Wo gehst du? = Into umayam
Ich gehe heim = Suma-a ak
Ich heisse... = Sak-en si...
Ich bin von Bontoc = Ifontok ak
Ich komme aus der Schweiz = Narpo ak id Switzerland
Auf Wiedersehen = Makhayad ka
Bis bald = Satako kasin asi-ila

Fotos werden noch folgen, bei diesem Computer finde ich gerade keinen USB-Ausgang, no worries, too easy.

Ja de es schoens 2er-Faescht, en flotte Gommer Maert und hoffentli oe ae biz schoens Waetter, uber z Waetter cha ich mich hie nit beklage.
See you in 10 weeks!

Samstag, 23. Juni 2007

Spontanitaet und Unterrichtsmoeglichkeiten

Ich habe jedes Mal Muehe einen Titel zu finden, ohne geht es leider nicht.
Nun bin ich schon etwas mehr als eine Woche in Bontoc und ich habe mich schon ein bisschen besser eingelebt. Die Filippinos sind auch sehr hilfsbereite und freundliche Menschen.
Sie sind auch sehr spontan, dass merkte ich im Teng ab (Praktikumsstelle). Einmal pro Monat feiern die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zusammen eine Messe. Kurz vor der Messe bespricht man zusammen, welche Lieder man singen will und man sucht noch einen Priester, der die Messe haelt. Nach ein paar Telefonanrufe erklaerte sich ein Pfarrer bereit, die Messe zu gestalten. Er predigte ganz spontan und frei, ohne vorher etwas aufzuschreiben.
Auntie Grace (meine Gastmutter) entschied sich am Freitag auch ganz spontan, schon jetzt nach Baguio zu reisen. Eigentlich wollte sie erst naechste Woche verreisen. Hier wird sehr kurzfristig geplant und es ist noch spannend, jeden Tag etwas Neues zu erleben.

Bei der Arbeit schaute ich in das Education Catechetical Office hinein, da gaben sie mir ein paar Aufgaben. Ich musste ihnen erklaeren, wie man in der Schweiz Religion unterrichtet. Sie gaben mir dazu das Thema "Biblical stories". Ich zeigte ihnen 6 verschiedene Lernmethoden auf:
1. Ein Mind Map mit der Klasse machen.
2. Verschiedene Posten aufstellen und die Klasse in Gruppen aufteilen, so dass sie die Themen selbststaendig erarbeiten. In der Art eines Postenlaufs
3. Einen Film zeigen.
4. Zusammen eine Geschichte lesen.
5. Einen Kreis bilden und jemandem einen Ball zu werfen, derjenige muss dann eine Geschichte erzaehlen und immer so weiter.
6. Eine Frage wie bei "Wer wird Millionaer?" stellen und dann die Geschichte der Klasse erzaehlen.
So sah zwar bei uns der Unterricht selten aus...
Dann schrieb ich noch einen Text ueber die Heilige Mutter Maria. Dabei musste ich beschreiben, wie wichtig sie fuer mich und fuer die Schweizer ist. Ich schrieb, dass die Kirchen in der Schweiz nur noch wenige Personen besuchen. Dabei erschraken sie sehr und fragten mich, wieso dies so sei. Man muss ja nur eine Stunde in die Messe gehen, was wir denn sonst so machen wuerden. Ich erklaerte ihnen, dass wir ein grosses Angebot an Freizeitbeschaeftigung haben. Die Autoritaet der Schweizer Priestern ist auch nicht so hoch wie hier auf den Philippinen, aber richtig verstehen werden sie es gleich nicht.
Zwischendrin tippte ich Unterrichtsplaene in den Computer ein.
Jeden Tag erhalte ich neue Aufgaben und ich werde sicher auch einmal die Moeglichkeit nutzen bei einem Seminar oder bei einem Treffen teilzunehmen.

Sie erzaehlten mir auch, welche politischen Themen in der Politik im Moment aktuell sind. Sie nennen es DEATH. Divorce (Scheidung), Euthanasia (Sterbehilfe), Abartion (Abtreibung), Two child policy (pro Ehepaar nur 2 Kinder), Homosexual marriage. Die Kirche bekaempft natuerlich diese Vorstoesse.
Ich war ein bisschen ueberrascht, weil diese Themen bei uns in der Schweiz auch sehr aktuell waren/sind. Nur, dass man bei uns mehr Kinder wuenscht, um das Verhaeltnis Alt und Jung zu verbessern. Die meisten Familien haben hier viele Kinder. Ein Grund ist sicher auch die Verhuetung, sie wissen zwar darueber Bescheid, aber die Verhuetungsmitteln sind fuer ihre Verhaeltnisse ziemlich teuer, obwohl ein Kind viel mehr kostet...

Nach ein paar Tagen Reis, fragte ich meine Gastfamilie, ob ich einmal kochen koennten. Sie freuten sich, einmal Schweizer Kost zu probieren. Da es keinen Backofen gibt, entschied ich mich mein Leibgericht Apfelkoch zu zubereiten. Sie probierten es und so wie sie sagten, war es gut, aber sie assen trotzdem ein bisschen Reis dazu. Da kam mir eine Werbung in den Sinn: Schweizer Fleisch, der Rest ist Beilage. Hier wuerde ich es so formulieren: Philippinischer Reis, der Rest ist Beilage.

Mir faellt hier auch auf, dass es jeden Tag einen Waldbrand gibt. Bei uns in der Schweiz wuerde es ein Aufsehen erwecken, aber hier scheint es normal zu sein. Damit wollen sie Weideplaetze fuer ihre Wasserbueffeln gewinnen, eigentlich schade.

In Philippinen ist im Moment Regenzeit, der Regen ist hier ein Geschenk Gottes. So koennen sie Wasser sammeln. Man kann die verschiedensten Varianten entdecken, wie man Wasser sammelt. Wie ich schon mehrmals geschrieben habe, ist Wasser hier ein grosses Problem. Es gibt viel Streit und diese enden manchmal tragisch. Bei uns koennte dies auch einmal ein Problem werden, wenn es immer weniger regnet und die Gletscher weiter so schnell schmelzen.

Wenn ihr Fragen oder Themen habt, die euch brennend interessieren, meldet es mir.
Natuerlich wuerde ich mich auch ueber Neuigkeiten aus der Schweiz freuen.
Bis zum naechsten Mal und maechets guet.

Dienstag, 19. Juni 2007

Ein erster Vergleich mit dem Wallis

Schoen zu lesen, dass mein Blog besucht wird. Danke vielmal. So macht es auch mehr Freude in diesem Blog zu schreiben. Ich bin jetzt kaum eine Woche hier und habe schon so viel erlebt und gelesen. Leider habe ich bis jetzt fast keine Fotos gemacht. Matthias wird mir noch eine Bildergalerie einrichten und dann werde ich einige Fotos aus Bontoc und Umgebung liefern.

Zuerst einmal moechte ich die Schweizer Familie vorstellen. Sie heissen Bruno(Vater), Marianne (Mutter), Lukas (7), Nadine (4 1/2) und Philipp (13 Monate). Sie sind seit anfangs 2005 hier und werden noch fuer ungefaehr 10 Monaten bleiben. Bruno ist Theologe (frueher Bankfachmann) und Marianne Kindergaertnerin und Behindertenbetreuerin. Lukas und Nadine gehen hier zur Schule.
Ich wohne bei Auntie Grace (45) und bei Uncle Carlito (55). Es ist normal hier, dass man alle aelteren (?) Personen mit Auntie und Uncle benennt, sie moegen es sehr. Auntie Grace arbeitet im Gemeindebuero und Uncle Carlito ist zurzeit arbeitslos. Uncle Carlito arbeitete als Strassenvorarbeiter. Sie haben ein paar Schweine, Huehner, eine Katze und einen lieben und braven Hund. Uncle Carlito renoviert zurzeit etwas das Haus. In letzter Zeit haben sie mir etwas Infontok Dialekt beigebracht und haben grosse Freude dabei. In Philippinen existieren ungefaehr 70-80 Sprachen.
Sie besitzen auch einen Fernsehen, gestern kam zum Beispiel Deal or No Deal. Es ist genau das Gleiche wie in der Schweiz. Maximum 75000 Fr. (3 Mio Pesos) kann man gewinnen, dass ist fuer ein Philippino sehr viel Geld. Durchschnittlich verdienen sie in etwa 5 Fr. oder weniger pro Tag. Der gestrige Kandidat haette den Hauptgewinn gewonnen, wenn er bis zuletzt gespielt haette, aber das Risiko war zu gross. Wenn ich die Sendung mit der Schweiz vergleiche, zeigt man hier viel mehr Emotionen und man sitzt nicht, sondern man steht. Die Filippinos fiebern mit Seel und Leibe mit. Es kommt auch mehr Stimmung auf. Wer etwas mehr darueber erfahren moechte, kann die Seite http://www.petit-suisse.ch.vu/ besuchen, Ralf hat ueber Deal or No Deal ein bisschen mehr rechechiert.

Interessant ist hier sicher auch, wie man die Schweine transportiert. Man bindet die Vorder- und die Hinterbeine zusammen und 2 Personen tragen das Schwein mit einem langen Stock. Die Schweine quietschen dabei, ist sicher nicht angenehm. Wie die Schweine gemetzget werden, kann ich vielleicht einmal miterleben und werde sicher darueber berichten.

Gestern war ich zum ersten Mal im Teng ab, wo ich dann mithelfen werde. Da hat es ziemlich viele Bueros, die fuer die Familien, Jugendliche, Altaere, BECs usw. zustaendig sind. Ich war bis jetzt erst im BECs und im Buero fuer Jugendliche.
Was bedeutet BECs?
Basic Ecclesial Communities. Basisgemeinden
Sie besteht aus 8 Elementen: Glaubensgemeinschaft, fuer die Armen, regelmaessige Sitzungen, werden von Laien gefuehrt, aehnliche Veranstaltungen usw.
In jedem Dorf sollte es ein BEC geben und die sollten sich in der Woche mehrmals treffen. Derjenige, der die Treffs organisiert, ist meistens ein Laie, weil auch hier Priestermangel herrscht. Das Christentum gibt es hier auch erst seit ungefaehr 100 Jahren.
Zuerst liest man eine Geschichte in der Bibel. Dann nimmt man ein paar Saetze heraus und philosophiert darueber. Spaeter reflektiert man den Text mit seinem eigenen Leben. So faengt man dann ueber die eigenen Sorgen und Problemen zu diskutieren und man probiert gemeinsam die Problemen zu loesen. Die Gemeinschaft zaehlt hier mehr als das Individuum. Hier probiert man einander zu helfen, weil es allen nicht so gut geht. Ich werde dieses Thema sicher noch ein bisschen besser erlaeutern koennen, ich will es zuerst einmal selber erfleben koennen.
Vielleicht hatte bei uns der Aabesitz frueher einen aehnlichen Zweck oder diente es mehr der Unterhaltung, wie Boozegeschichten erzaehlen, jassen, Pfeife rauchen usw.? Vielleicht hat man auch versucht zusammen Probleme zu loesen? Vielleicht wisst ihr darueber mehr?

Ich vergleiche hier die Situation ein bisschen wie bei uns vor 50-60 Jahren. In meiner Maturaarbeit "Lasst hoeren aus guter alten Zeit" habe ich ein Interview mit einem Grossonkel ueber die damalige Zeit geschrieben und mit heute ein bisschen verglichen. Zwar existieren hier Handys, Internet (ungefaehr 20 Internetcafes) und TV's (sie sind zwar sehr arm, aber irgendwie koennen sie es sich leisten), was vor 50 Jahren bei uns noch unvollstellbar war.
Damals war auch das Wasser ein grosses Problem (Ausserberg). Sie mussten Suonen bauen um Wasser zu bekommen. Hier hat man zwar auch Quellen, aber die werden manchmal von Taifune zerstoert. Hier hat man meistens Wassertanks, das Wasser muss man dann kaufen.
Die Autoritaet des Pfarrers und des Lehrers ist hier sehr gross. Was der Pfarrer oder der Professor predigt ist richtig, hinterfragt wird hier fast nie. Den Priestern geht es hier auch ziemlich gut.
Die Kleider waescht man hier auch mit kaltem Wasser, dazu braucht man eine starke Seife. Ich glaube frueher hat man bei uns auch mit kaltem Wasser gewaschen. In Reckingen wird in den naechsten Monaten ein Film realisiert. Da wird gezeigt, wie man frueher gebackt, gewascht, gesagt oder gemahlt hat und ich werde es dann erfahren. Ich werde hier sicher mehrmals meine Kleider waschen duerfen.
Die Messen besuchen hier viel mehr Jugendliche als bei uns, aber sie nehmen immer mehr den amerikanischen Stil an. Vielleicht entwickelt sich hier alles gleich, wie bei uns. On verra!

So: Flasche leer, ich habe fertig! Bis zum naechsten Mal!

P.S. Ich wuensche natuerlich meinen Fussballkollegen viel Erfolg im Cupfinal! Faeget die Minschtiger so richtig vam Platz aefort! Ich druecke von hier aus kraeftig die Daumen. Moechte am liebsten auch dabei sein...
Hopp Grathorae!!!